Zielscheibe
Woran erkennt man ein naturbelassenes Speisesalz?

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.

Matthäus 5,13

Mit diesem Bibelgleichnis sind zwar die Jünger gemeint, aber im Vergleich zu Natursalz hat raffiniertes Salz einen Einheitsgeschmack, es ist ohne jegliche Individualität. Wie in allen Bereichen des Lebens gibt es aber unterschiedliche Ansichten darüber, was ein Salzprodukt hochwertig macht.

 

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Geschmack und Aussehen

 

Beides sind individuelle Faktoren, die man in einem Buch nur schwer vermitteln kann. Während raffiniertes Salz den Standardgeschmack befriedigt, unterscheiden sich Natursalz-Spezialiäten durch ihre Zusammensetzung und ihre Struktur.

Die Restfeuchte (Salzmutter):

  • Steinsalz, Kristallsalz und raffiniertes Tafelsalz haben einen Feuchtigkeitsgehalt von deutlich unter 1 % Restfeuchte.
  • Mit 3-8 % ist sie bei Meer- und Quellsalzen, die ausschließlich in der Sonne getrocknet werden, deutlich höher. Dies verringert zwar die Rieselfähigkeit und man benötigt spezielle Salzmühlen, um es zu mahlen (sofern es nicht bereits fein gemahlen ist), dafür schmeckt es weniger monoton salzig, und die gröberen Kristalle verändern das Geschmackserlebnis auf der Zunge.

Die Struktur: Unterschieden wird in Feinsalz, Mittelsalz und Grobsalz. Unser Haushaltssalz ist feingemahlen und hat eine Körnchengröße, die hauptsächlich zwischen 0,15 und 0,85 Millimetern liegt. Bei grobem Stein-, Meer- und Kristallsalz haben die Kristalle einen Durchmesser von bis zu 7 Millimetern. Geschmackliche Veränderungen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Auflösungsgeschwindigkeit von grobem und feinem Salz im Essen bzw. im Mund. Salz mit einer feinen Struktur löst einen kurzen und intensiven Salzgeschmack aus, während sich grobe Salzkörnchen langsamer auflösen. Mit einer Salzmühle kann man das Salz auf die gewünschte Körnung heruntermahlen (bei sehr grobkörnigem Salz sollte man auf die Leistungsstärke des Mahlwerks achten). Spezielle Meersalze, wie das Fleur de Sel, können durch das spezielle Gewinnungsverfahren und die Restfeuchte auch eine ganz spezielle Salzstruktur ausbilden (z. B. zarte Flocken, Salz-Plättchen, pyramidenarige Formen), die dem Salz eine besondere Note und einen besonderen Biss geben.

Mineralien: Auch die Mineralienzusammensetzung verändert bei höheren Konzentrationen den Geschmack. Magnesium und Calcium erhöhen die Bitterkeit, Eisen wird mit einem metallischen Geschmack in Verbindung gebracht.[7. Juyun Lim and Harry T. Lawless, „Qualitative Differences of Divalent Salts: Multidimensional Scaling and Cluster Analysis“, Chem. Senses (November 2005) 30 (9): 719-726. Internet: http://chemse.oxfordjournals.org/content/30/9/719.full.pdf (Stand: 11.2014).]

Bei größeren Bruchstücken erkennt man an der Farbe, mit welchen Mineralien das Salz durchsetzt ist:

  • glashell bis leicht milchig: Natriumchlorid + regelmäßige Struktur (makrokistallin)
  • weiß: Natriumchlorid (mikrokristallin)
  • rosa bis rot: Eisenoxid
  • gelb: Limonit, Goethit (Eisenverbindungen)
  • grau bis braun: Gips, Tonmineralien, Bitumen
  • bläulich: entsteht nicht durch Farbpartikel, sondern durch die besondere Lichtbrechung

Die Farbe und damit der Geschmack können auch nachträglich verändert werden.

Beispiele:

  • schwarz: Meersalz + hochreine Aktivkohle (schwarzes Hawaii-Salz)
  • rot: Meersalz + rötliche Tonerde (Alaea-Salz)
  • braun: über Holz geräuchertes, grobes Salz (Rauchsalz, Hickorysalz oder Smoked Salt) grün: mehrfach in Bambusröhren gebranntes Salz (Bambussalz)

Das Geschmacksempfinden ist verschieden!

Geringe Mineralienanteile in Natursalzen werden in der Regel nicht wahrgenommen. Die Detektionsschwelle für Natriumchlorid liegt beim Menschen bei 0,01 mol/l = 0,6 g/l.[8. Prof. Dr. Stephan Frings, „Sinnesphysiologie – vom Ionenkanal zum Verhalten“, S. 4. Internet: http://www.sinnesphysiologie.de (Stand: 10.2011).] Auch mit Mineralien angereichterte Salze müssen nicht schlechter schmecken als ein Haushalts- oder Natursalz, da nicht nur die Wahrnehmungsschwelle für ein bestimmtes Mineral von Mensch zu Mensch verschieden ist, sondern auch, wie es unsere Geschmacksknospen verarbeiten. In einer Studie hat der Biologe Dr. Michael G. Tordoff vom Monell Chemical Senses Center (USA) Calcium-Salz-Lösungen bewerten lassen.

Es hat sich folgendes gezeigt:

Geschmacksempfinden_2

Ähnliches gilt für Magnesiumsalze (Lawless et al., 2003); auch Kalium erzeugt einen Mischgeschmack, da alle Geschmackszellen Kaliumkanäle enthalten.[9. Anke Borgmann, „Bitterer Geschmack“. Internet: http://www.sinnesphysiologie.de/proto00/ws99_00/Schmecken/bitter_salzig.htm (Stand: 10.2011).]

Weitere Einflussgrößen auf den Salzgeschmack sind die Hormone Aldosteron und das antidiuretische Hormon, die eine Verstärkung bewirken. Durch eine salzreiche Ernährung stumpft die Sinneswahrnehmung ab. Wer sich allerdings eine zeitlang salzarm ernährt, kann den Salzgeschmack wieder verbessern, da sich dadurch die Dichte der Natriumkanäle in salzempfindlichen Zellen erhöht.

Tipp: Wenn viel Salz benötigt wird oder wenn ganz allgemein alles irgendwie gleich schmeckt, könnte dies an einem Zinkmangel liegen. Zink ist zentraler Bestandteil des Speichel-Proteins Gustin. Fehlt Zink, können Störungen beim Wachstum und bei der Regeneration der Geschmackssinneszellen auftreten.[10. Klaus Dürrschmid, Gustatorische Wahrnehmung gezielt abwandeln, Behr´s Verlag (2009), S. 71. ]

 

2
Gewinnung und Verarbeitung

 

Die Art der Gewinnung und die Verarbeitung zu bewerten ist gar nicht so leicht, da die Hersteller zu keinerlei Angaben verpflichtet sind. Nach der freien Enzyklopädie Wikipedia ist die Raffination „ein technisches Verfahren zur Reinigung, Veredlung, Trennung und/oder Konzentration von Rohstoffen, Nahrungsmitteln und technischen Produkten“.

Nach dieser Definition gibt es nur ganz wenige „echte“ Natursalze. Dazu zählen das ungewaschene und mit der Hand geschöpfte Meersalz Fleur de Sel (Flor de Sal, Salzblume), einige wenige Quellsalze und ausschließlich grob oder fein gemahlene Stein-, Salzsee- und Kristallsalze.

Umweltbelastungen

Alle Lebensmittel, die aus dem Meer kommen, haben ein Problem: die Umweltverschmutzung. Meere sind zum Großteil regelrechte Abfallhöfe, in denen man so gut wie alles nachweisen kann, was der Mensch jemals an Schadstoffen produziert hat.

Salz aus dem Meer, einer Wüste oder einem Salzsee, das aus abgelegenen Gegenden stammt oder in Naturschutzgebieten geerntet wird, bietet die höchste Schadstoffsicherheit.

Hersteller, die Salz aus sauberen Gegenden gewinnen, sind dazu übergegangen, mittels Analysen zu bestätigen, dass ihre Produkte nicht mit Schwermetallen, Mineralölkohlenwasserstoffen, Pestiziden oder radioaktiven Abfällen belastet sind. Bei Steinsalz und Kristallsalz sind heutige Umweltschadstoffe kein Problem, da es aus der Tiefe kommt. Damit ist die Frage nach toxischen Elementen aber nicht automatisch gelöst, denn durch geologische Verschiebungen können sich die Salzablagerungen mit problematischen Stoffen aus dem Erdinneren vermischen. Dies wird aber durch Rückstandskontrollen überwacht, sodass belastete Salze in aller Regel nicht in den Lebensmittelhandel gelangen.

 

3
Ordnung des Salzkristallgitters

 

Hier geht es um perfekte oder weniger perfekte Kristallbildung von festem Salz (Halit, Steinsalz) aus der Erde. Der Gitteraufbau eines einzelnen Natriumchlorid-Kristalls und die Abstände der einzelnen Ionen sind immer absolut identisch (jedes Natriumion ist von sechs Chloridionen umgeben, und umgekehrt ist jedes Chloridion von sechs Natriumionen umgeben). Daran ändern auch hohe Druckverhältnisse im Berginneren nichts, wie man es vereinzelt in Publikationen und Werbeschriften liest.

Hatte das Salz genügend Platz zum Sich-Ausdehnen, können sich mit der Zeit regelmäßige kubische Kristallgitter bilden, die klar und durchscheinend sind. Diese können als „echte“ Halite verkauft werden. Aufgrund ihrer durchsichtigen Struktur verkörpern sie die größte Reinheit und die größte Ordnung, sind aber entsprechend teuer. Von der Zusammensetzung enthalten sie fast ausschließlich Natriumchlorid.

Das, was im Handel als Kristallsalz verkauft wird, wird aus Halitbrocken hergestellt, die durchsetzt sind mit anderen natürlichen Mineralien und mit Verunreinigungen.

„Herkömmliches“ Steinsalz, wie es in unseren Bergwerken abgebaut wird, ist nach einer alten Beschreibung grobkörnig, derb, dicht, wenig durchscheinend und gräulich-weiß. Für das Auge ist das Kristallgitter nur noch zu erahnen, und man könnte Steinsalz daher als das hässliche Entlein unter den Salzen bezeichnen, aber wie beim Kristallsalz steigt der Gehalt an Restminieralien.

Im vermahlen Zustand nähern sich alle Salze der weißen Farbe (auch der durchsichtige Halit). Der Grund ist das Licht, das zwar in jedes Salzteilchen eindringt, aber dann durch die kleine Partikelgröße reflektiert, gebrochen und als weiße Farbe zurückgeworfen wird (je feiner die Körnung, desto heller und weißer. Das gleiche Phänomen tritt bei gemahlenem Glas, Zucker, Papier oder Schnee auf).

Spielt die Ordnung der Kristalle eine Rolle?

Das hängt von der Wertung des Einzelnen ab. Wer auf die Harmonie in der Struktur Wert legt, wird eher den klaren, aber sehr teuren Halit bevorzugen. Für „materiell“ denkende Menschen bricht die kristalline Ordnung durch die Vermahlung oder spätestens durch den Kontakt mit Wasser oder einer Körperflüssigkeit sowieso zusammen. Wer auf beides Wert legt, für den ist Kristallsalz ein guter Kompromiss.

Salzkristalle selber züchten

Dazu muss man zunächst eine gesättigte Salzlösung in einem sauberen Glas herstellen (27 Gramm in kochend heißem Wasser auflösen). Als Kristallisationskeim befestigt man ein größeres Salzkorn am Ende eines Fadens (z. B. an einem Nylon- oder Wollfaden). An einem Bleistift oder Schaschlickspieß befestigt, hängt man den oder die Fäden (1-3) in die Salzlösung und stellt das Glas an einen sonnigen und vor Erschütterungen geschützten Platz in der Wohnung. Bei entsprechender Ruhe bilden sich mit etwas Geduld entlang des Fadens Salzkristalle, die man zum Trocknen aufhängen kann. Im Handel gibt es auch Experimentierkästen, mit denen man Salzkristalle in unterschiedlichen Formen und Farben züchten kann.

 

4
Bleichmittel und Rieselhilfen

 

Völlig unbehandeltes Steinsalz oder Meersalz ist fast nie rein weiß. Um die natürliche Farbe zu kaschieren, kann es mit Bleichmitteln aufgehellt werden. Solche Salze findet man aber eher selten im Handel.

Bei den Zusätzen bzw. Zusatzstoffen ist es relativ einfach: Stehen sie auf dem Etikett nicht drauf, sind sie in diesem Produkt aller Voraussicht nach auch nicht enthalten. Fast immer sind aber Trenn- bzw. Rieselhilfsmittel und Stabilisatoren zugefügt, damit das Salz unter Feuchtigkeitseinfluss nicht zusammenklumpt.

Tipp: Achten Sie darauf, dass auf der Verpackung nur Calciumcarbonat (E 170) und Magnesiumcarbonat (E 504) angegeben sind. Diese gelten als unbedenklich und werden auch von ökologischen Anbauverbänden akzeptiert*.

Eher bedenkliche Zusatzstoffe: Natriumferrocyanid, Natriumhexacyanidoferrat, Kaliumferrocyanid, Kaliumhexacyanidoferrat, Calciumferrocyanid, Calciumhexacyanidoferrat (E 535-538), Aluminiumsilikate, Aluminiumhydroxid und Siliziumdioxid (E 551).

Wer überhaupt keine Zusatzstoffe möchte, kann das Salz auch mit ein paar Reiskörnern rieselfähig halten oder ein Gefäß aus Holz verwenden. Beides entzieht dem Salz das Wasser auf natürliche Weise.

*Beispiele: Bioland lässt beide Rieselhilfen zu, Naturland nur Calciumcarbonat.

 

5
Deklarierung der Hersteller

 

Lassen Sie sich nicht in die Irre führen!

Gibt es Speisesalz mit einem Bio-Siegel? Dem schiebt der Gesetzgeber bislang einen Riegel vor. Salze gelten als Mineralien und nicht als landwirtschaftliche Produkte. Der Verband Österreichischer Umweltberatungsstellen schreibt auf seiner Internetseite: „ProduzentInnen von sogenanntem ‚Natursalz‘ werben zwar oft mit dem Begriff ‚Bio‘, es handelt sich hierbei aber auf keinen Fall um ein Bioprodukt.“[11. „die umweltberatung“ – Verband Österreichischer Umweltberatungsstellen, „Speisesalz in Bio-Qualität?“ Internet: http://www.biokueche.at/start.asp?ID=40221&b=6381 (Stand: 11.2014).] Lediglich wenn Bio-Kräuter zugesetzt sind, darf dieses Produkt als Bio-Kräutersalz deklariert werden.

Auch gibt es keine Gewähr dafür, dass ein Reformhaus oder Bioladen nur unraffiniertes Speisesalz in seinem Programm hat, und nach der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) sind „Begriffe wie ‚naturrein‘, ‚naturbelassen‘ oder ‚natürlich‘ weder geschützt noch auf nationaler, europäischer oder internationaler Ebene gesetzlich definiert“.[12. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Projektgruppe Ökolandbau (Ökolandbau.de – Das Internetportal), „Gesetzgebung in Deutschland für Salz“. Internet: http://www.oekolandbau.de/verarbeiter/zutaten/sonstige-zutaten/salz/gesetzgebung-in-deutschland/ (Stand: 11.2014).]

Speisesalz nach dem Lebensmittelrecht

  • Eine Kennzeichnungspflicht für den Natrium- bzw. Kochsalzanteil in Lebensmitteln gibt es nicht. Das gilt auch für sehr salzhaltige Lebensmittel.
  • Was auf das Etikett gehört: Herkunft des Salzes (Steinsalz, Meersalz, Siedesalz) Rieselhilfen und andere Zusatzstoffe künstliche Beimischungen von Jodid, Fluorid oder Folsäure
  • Wird das Speisesalz mit natürlichen Jodquellen angereichert, darf der Zusatz jodiert oder Jodsalz nicht verwendet werden. Als Deklaration steht dann z. B. „mit jodhaltigen Meeresalgen“.
  • Nach dem weltweit gültigen Codex Alimentarius muss der Anteil von Natriumchlorid im Speisesalz mindestens 97 % betragen. Nicht jedes naturbelassene Stein- oder Meersalz erfüllt diesen Anspruch und ist trotz seiner (zu) großen Mineralienvielfalt lebensmittelrechtlich kein Speisesalz – eine Regelung, die nur industriegesteuerten Bürokraten einfallen kann.
  • Vorgaben nach der europaweit gültigen Health-Claims-Verordnung, die bestimmt, ab welchen Mengen man Salz mit gesundheits- oder nährwertbezogenen Angaben bewerben darf.

 

Bezeichnungen_Salz_Lebensmittelrecht

 

6
Die mineralische Zusammensetzung

 

Jeder, der Zugriff zu Meerwasser hat, kann sehr leicht den Mineraliengehalt überprüfen. Man wiegt einen Kochtopf ab, befüllt ihn mit einem Liter Meerwasser und verdunstet es. Der Topf ist danach um ca. 35 Gramm Meersalz schwerer. Würde man diese 35 Gramm in der Erde vergraben, hätte man nach ein paar Millionen Jahren nach der gängigen Defininition Steinsalz. Gibt es daher keinen Unterschied zwischen Stein- und Meersalz?

Typischer Natriumchloridanteil ohne Zusätze in der Trockenmasse

  • Steinsalz, unraffiniert (Trockenabbau): 95-98 %
  • Meersalz, unraffiniert: 98-99 %
  • Steinsalz, raffiniert (Trockenabbau): ≥ 99,0 %
  • Meesalz, raffiniert: ≥ 99,0 %
  • Siedesalz, Pfannensiedung: ≥ 99,0 %
  • Siedesalz, raffiniert: ≥ 99,5 %[18. Arnold F. Holleman, Egon Wiberg, Nils Wiberg, Lehrbuch der anorganischen Chemie, de Gruyter (1995), S. 1171.]

Hat hochwertiges Meer- oder Natursolesalz einen höheren Mineraliengehalt als Steinsalz?

In dem Buch Seasalt´s Hidden Powers von Jacques de Langre fällt eine Analyse von Natural Celtic Sea Salt aus der Bretagne (Frankreich) auf:

Meersalz_Steinsalz_Mineraliengehalt

Die Zahlen sprechen eindeutig für keltisches Meesalz aus der Bretagne. Wie die untere Tabelle zeigt, ist der Anteil von Restmineralien im Meerwasser relativ hoch.

Konzentrationen der wichtigsten Inhaltsstoffe von Meerwasser mit einem Salzgehalt von 3,5 % ( = 35 g/L)

Mineralienzusammensetzung_Meersalz_Steinsalz

(1) Die Konzentration von Bicarbonat-Ionen hängt sehr stark von der Tiefe des Wassers ab, da sich an der Meeresoberfläche Kohlendioxid aus der Luft löst und dadurch einen Konzentrationsgradienten verursacht.

Quelle: H. Lohninger, Anorganische Chemie, Kapitel „Meerwasser“ (eBook)

Dennoch entsprechen die Zahlen von Jacques de Langre nicht der Realität, weil hier Äpfel mit Birnen verglichen wurden.

Was muss bei Meersalz berücksichtigt werden?

  • Die schwerlöslichen Salze wie Calciumcarbonat (kohlensaurer Kalk) und Calciumsulfat (Gips) werden in der Regel entfernt (ausgefällt).
  • Der Gehalt an Restfeuchte kann über 10 % betragen.

Nach einer Analyse der Western Analysis, Inc. für The Grain & Salt Society® enthält Light Grey Celtic Sea Salt®:

  • 33 % Natrium,
  • 50,9 % Chlorid,
  • 1,8 % andere Mineralstoffe und Spurenelemente
  • und 14,3 % Feuchtigkeit.[19. http://curezone.com]

Wer die tatsächliche Mineralienzusammensetzung eines Salzes wissen möchte, muss die Hersteller nach folgenden Analysewerten fragen:

  • den Anteil der Mineralien in %, gemessen im Endprodukt und in der Trockenmasse;
  • den Anteil der Mineralien in g, mg oder µg.

Enthält Meersalz mehr natürliches Jod als Steinsalz?

Meerwasser enthält größere Mengen Jod (Iod), sonst könnte es sich nicht in Algen, Tang, Fischen und Meeresfrüchten anreichern. Aber auch hier gilt: Wenn es im Meerwasser enthalten ist, muss es noch lange nicht im Endprodukt drin sein. Jod ist ein Halogen und geht leicht vom festen in den flüchtigen Zustand über, sodass bereits bei der Sonnentrocknung ein großer Teil verlorengeht. Wird die Sole anschließend noch bei hohen Temperaturen verdampft und gewaschen, ist Jod, wie in Steinsalz, kaum noch vorhanden. R. Aquaron untersuchte 81 natürliche Meer- und Steinsalze aus 21 Ländern. Mit einer Ausnahme (einem unterirdischen Solevorkommen aus Nigeria) enthielten sie alle weniger als 0,7 mg Jod pro Kilogramm.[20. R. Aquaron, „Iodine content of non iodized salts and iodized salts obtained from the retail markets worldwide“, 8th World Salt Symposium (2000), Vol. 2:935-940.] Bei einem Teelöffel (ca. 5 g) Salz wären das weniger als 0,0035 mg (3,5 µg) – bei einem mittleren Tagesbedarf von 0,1 bis 0,3 mg (100-300 µg)!

Was ist drin in Lebensmitteln?

Mit ganz wenigen Ausnahmen sind alle Salze, die in Lebensmitteln verarbeitet werden, raffiniert.

Faustregeln:

  • Meersalz: in der Regel nur dann enthalten, wenn es ausdrücklich deklariert ist.
  • Steinsalz: für Lebensmittelzwecke ist Steinsalz günstiger in der Herstellung und vor allem in festen Lebensmitteln enthalten.
  • Siedesalz: Wird Salz in gelöster Form zur Herstellung von Lebensmitteln benötigt, wird Siedesalz verwendet, da es sich schneller mit Flüssigkeiten verbindet. Typische Siedesalzprodukte sind: Suppen, Soßen, Dressings, Marinaden, Milch- und Käseprodukte, Wurst- und Fleischprodukte, Konserven, und die Mehrzahl der Fertiggerichte.[21. esco – european salt company, „Produkte und Anwendungen“, Internet: http://www.esco-salt.com/food_vacuum_salt.html (Stand: 11.2014).]

1
Mehr Elemente = mehr Stoffwechselfunktionen

 

Ohne Zweifel benötigen wir Salz – aber Fruchtwasser, Blut, Lymphe, Hirnwasser, Zellwasser, Tränen, Schweiß und die Bindegewebsflüssigkeit sind mineralhaltige Flüssigkeiten und keine Natrium-Chlorid-Sole. Dr. Jacques de Langre, Autor des Buches Seasalt’s Hidden Powers, berichtet von einem Experiment des Biologen und Physiologen Prof. Jacques Loeb (1859-1924), der intensiv die Rolle der Ionen auf das Lebensgeschehen erforschte. Der Deutsch-Amerikaner überprüfte, inwieweit Salzwasserfische auf mit unraffiniertem Meersalz angereichertes Wasser angewiesen sind. Er stellte dabei fest, dass den Fischen sogar ausschließlich destilliertes Wasser besser bekam als mit purem Natriumchlorid angereichertes Wasser, in denen sie eingingen. Die Natriumchlorid-Konzentration entsprach der von Meerwasser – was eindeutig beweist, dass die wenigen Prozent an anderen Mineralien bei den Fischen über Leben und Tod entscheiden.

 

In der Natur gibt es 80 stabile Elemente. Alle anderen sind radioaktiv und zerfallen innerhalb kürzester Zeit. Natursalz enthält neben den Hauptelementen Natrium und Chlorid geringe Mengen an Magnesium, Kalium, Calcium, Sulfat und Carbonat. Mit besonders empfindlichen Messgeräten sind weitere 35 Elemente nachweisbar, allerdings in solch geringen Mengen, dass man geneigt ist, ihnen keine Bedeutung beizumessen. Allerdings zeigen uns Phänomene der experimentellen Quantenphysik, der Homöopathie, der Spurenelementeerforschung, mit Biophotonen oder Schüssler-Salzen, dass sogar kaum nachweisbare Mengen und Veränderungen ausreichen, um einen positiven Impuls auszulösen.

Dass selbst homöopatische Hochpotenzen, die aufgrund der extremen Verdünnung kein einziges Molekül der ursprünglichen Ausgangssubstanz mehr enthalten, etwas „bewirken“, konnte die Biochemikerin Dr. rer. nat. Karin Lenger belegen: Homöopathische Substanzen beeinflussen im Magnetfeld die Longitudinalwellen, und sie haben eine messbare Photonenabstrahlung.[22. Karin Lenger, „Homeopathic potencies identified by a new magnetic resonance method: Homeopathy – An Energetic Medicine“, Subtle Energies & Energy Medicine 2006, 15 (3) pp. 225-244. Internet: http://www.huoli.de/publikation/Lenger1.pdf (Stand:11.2014).], [23. K. Lenger, R. P. Bajpai, M. Drexel, „Delayed luminescence of high homeopathic potencies on sugar globuli“, Homeopathy 97, pp. 134-140, issue 3, 2008. Internet: http://www.huoli.de/publikation/Lenger2.pdf (Stand: 11.2014).], [24. Karin Lenger, „A new biochemical model of homeopathic efficacy in patients with different diseases“, Subtle Energies & Energy medicine 2010, 19 (3), pp 1-34.]

Das gleiche, nur in negativer Weise, gilt übrigens auch für Problemstoffe: Toxikologen, Umweltmediziner Allergologen, Bakteriologen, Virologen und Parasitologen registrieren eine zunehmende Zahl an Patienten, die bereits auf geringste Schadstoffbelastungen mit schweren Symptomen reagieren.

Ein paar Beispiele, wie Mini-Mengen wirken:

  • Die letale Dosis des Bakteriengifts Botulinum, das bei der Verwesung von Fleisch entstehen kann, liegt bei oraler Aufnahme bei 0,01 mg (10 µg), intravenös reichen 0,003 µg, und bereits ein einzigen Molekül kann eine ganze Muskelfaser lahmlegen (Quelle: Dr. Bernhard Peter, Apotheker und Diplom-Chemiker).
  • Von Kobalt, dem Zentralatom von Vitamin B12, benötigen wir z. B. nur 0,2 millionstel Gramm (µg) pro Tag.
  • Von den 11 essentiellen Spurenelementen benötigen wir 5 im Milligramm-Bereich (1 ug bzw. 0,000001 g).

In der modernen Ernährungsforschung schenkt man deshalb zu Recht auch den Spurenelementen große Aufmerksamkeit – und jeder Chemiker wird Ihnen bestätigen, dass ein winziger Unterschied im räumlichen Verteilungsmuster eines Elements dessen Stoffeigenschaften drastisch verändern kann. Das gleiche gilt, wenn wir Nahrungsmittel verändern: Raffinierter Zucker, raffinierte Öle, raffiniertes Getreide, raffiniertes Salz oder künstlich hergestellte Vitamine sind ideale, weil vielfach einsetzbare Handelsgüter, aber sie werden anders verstoffwechselt als ihre originalen Vorbilder.

  • Vollrohrzucker z. B. erzeugt weniger Karies als Industriezucker;
  • Weißmehl belastet den Blutzuckerspiegel mit einem Glykämischen Index von 70, bei Vollkornbrot (100 %) sind es nur 40;
  • den raffinierten Ölen fehlen das natürliche Vitamin E und sekundäre Pflanzenstoffe, sodass die ungesättigten Fettsäuren in unserem Körper schneller oxidieren und dabei freie Radikale erzeugen;
  • wie aktuelle Studien zeigen, können synthetisch hergestellte Vitamine nicht nur eine negative Wirkung haben, sondern sogar das Leben verkürzen.

Deshalb sollte man auf Natrium und Chlorid als Solo-Spieler weitestgehend verzichten und, wann es immer es geht, auf mineralienreiches Salz – mit allen natürlichen Stoffwechselkatalysatoren – zurückgreifen.

 

2
Kann der Körper anorganische Mineralien verwerten?

 

Anorganische Mineralien nehmen wir z. B. auf, wenn wir Wasser trinken oder wenn Tiere an einem Salzblock lecken. „Organisch“ bedeutet, dass die Pflanze oder das Tier das Mineral aus dem Boden aufnimmt und an eine organische Säure wie Citrat, Gluconat, Lactat, Orotat oder Aspartat bindet.

Ein richtiger Glaubenskrieg ist um die Höhe der „Bioverfügbarkeit“ dieser beiden Darreichungsformen ausgebrochen. Die Bioverfügbarkeit ist definiert als der Anteil eines Mineralstoffs, Vitamins oder anderen Wirkstoffs, der nach der Aufnahme dem Blutkreislauf bzw. der Zelle zur Verfügung steht.

Argumente für eine gute Bioverfügbarkeit anorganischer Mineralien:

  • hohe Löslichkeit in wässriger Umgebung
  • wenn aufgenommen mit einer Sole oder einem Mineralwasser, benötigt der Körper kaum Energie zur Verstoffwechslung
    mineralhaltige Heilwässer müssen ihre Wirksamkeit durch eine Studie nachweisen
  • der mineralische Anteil ist bei einem Mineral + organische Verbindung geringer
  • wird zu wenig Magensäure produziert, kann der Stoffwechsel die Nahrung nicht mehr optimal aufschließen

Argumente für eine gute Bioverfügbarkeit organischer Mineralien:

  • durch die organische Verbindung erreicht eine größere Menge den Dünndarm
  • durch die geringe Größe und die negative Ladung werden sie sehr leicht vom Darm resorbiert und gelangen dadurch in größerer Menge in den Blutkreislauf

Wer nun Recht hat, müsste doch durch Studien oder Messungen leicht nachzuweisen sein. Laboruntersuchungen sprechen für eine bessere Verwertung von organisch gebundenen Mineralien. Leider entsprechen aber die Messbedingungen nicht den Gegebenheiten, wie sie in unserem Körper vorliegen.

Auch Humanstudien liefern keine eindeutigen Ergebniss. Die Tendenz geht dahin, dass organisch gebundene Mineralien in höherem Maße in den Blutkreislauf eingeschleust werden. Der entscheidende Punkt ist aber nicht das, was im Blut ankommt, sondern, inwieweit die Zelle das Mineral auch aufnehmen kann. Unser Stoffwechsel steuert den Zellbedarf entsprechend der jeweils aktuellen Versorgungslage. Fehlt ein Mineral, erhöht sich die prozentuale Resorptionsrate des Dünndarms. Besteht allerdings ein Mineralienmangel schon über längere Zeit, fehlen dem Körper nach Dr. rer. nat. Sighart Golf Moleküle, die den Mineralstoff binden. Im Fall von Magnesium schreibt er:

Hierzu gehören unter anderem ATP oder DNA. Die ersten biochemischen Anpassungen an eine verbesserte Magnesium-Versorgung, das heißt das Bereitstellen ausreichender Mengen bindender Moleküle, können nach etwa vier Wochen beobachtet werden. Auch in dieser Beziehung wirken anorganische und organische Magnesium-Verbindungen gleich.

Fazit: Egal ob ein ärztlich empfohlenes Heilwasser, eine Nahrungsergänzung, ein mineralreiches Lebensmittel oder Salz: Um eine Verbesserung zu erzielen, muss es über einen längeren Zeitraum zugeführt werden.

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Warum nehmen wir zuviel Salz zu uns?

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Salz in der Therapie

Was den meisten von uns fehlt, sind Informationen über das Wie und Warum. Dieses Buch soll diese Lücke schließen, und es soll vor allem eines bewirken: dass sich möglichst viele Menschen darüber Gedanken machen, wie man mit dem Thema Kochsalz in Zukunft umgeht.

Copyright, Layout, Text, Grafik: Claus Barta Alle Rechte der Verbreitung, der Übersetzung und der Vervielfältigung vorbehalten. Dies gilt auch für Fotokopie, Internet, Tonträger oder in einer anderen Form. Auszugsweise Nachdrucke sind nur mit schriftlicher Genehmigung gestattet.