Kapitel 5: Salze in der Ernährung – wo liegen die Risiken und wo der Nutzen?
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Natriumchlorid, Kalium,Magnesium:

Wie Salze den Säure-Basen-Haushalt steuern und beeinflussen


1. Was sind Säuren und Basen?

 

 

Der Säuren-Basen-Haushalt ist eines der großen Themen in der Ernährungsheilkunde. Nicht zu unrecht, denn in allen Körperflüssigkeiten, ob Blut, Urin, Speichel, Schweiß, Verdauungssäften, Lymphe, Gehirnwasser, Darmschleimhaut, Tränen, Muttermilch, Zellwasser oder Zellzwischengewebe, benötigen wir einen ganz bestimmten pH-Wert.

Dafür sorgen

  • Puffersysteme (wie das Bindegewebe oder das Blut)
  • Verdauungs- und Abbauorgane (wie Magen, Darm, die Bauchspeicheldrüse und die Leber)
  • die Ausscheidungsorgane (Lunge, Niere, Darm und Haut)
  • saure und basische Mineralien sowie Spurenelemente als natürliche Gegenspieler

Für unseren Stoffwechsel sind Säuren und Basen in erster Linie wichtige Reaktionspartner.

Säuren enthalten einen Überschuss an freien, positiv geladenen Wasserstoffionen (= Protonen), Basen dagegen einen Überschuss an negativ geladenen OH-Ionen. Vereinfacht ausgedrückt kann eine Säure in einer Flüssigkeit Protonen abgeben (Protonendonator), eine Base ist in der Lage, diese aufzunehmen (Protonenakzeptor). So ergibt die Reaktion von einem Säuremolekül mit einem Basenmolekül ein neutrales Salzmolekül.
abstandSauere_Basen_Haushalt_2
abstandSind zu viele Säurebildner im Blut, spricht man von einer Azidose (Blut-pH-Wert < 7,36), bei einem Basenüberschuss von einer Alkalose (Blut-pH-Wert > 7,44).

Wichtig! Dauerhafte Störungen des Säuren-Basen-Haushalts und damit eine Verschiebung des pH-Wertes in Körperflüssigkeiten führen immer zu ernsten, akuten und chronischen Erkrankungen. Unter anderem deshalb, weil die Enzyme, die den gesamten Stoffwechsel steuern und alle Reaktionen beschleunigen, nur bei einem ganz bestimmten pH-Wert (ihrem pH-Optimum) ihre maximale Wirksamkeit entfalten können.

Natrium ist ein Basenbildner, Kochsalz auch?

 

 

Nein! Da Kochsalz an Chlorid gebunden ist, verändert sich der ph-Wert beträchtlich nach unten. Der liegt bei 5,65[2. John van Limburg Stirum, Moderne Säure-Basen-Medizin: Physiologie – Diagnostik – Therapie, Hippokrates Verlag 2008, S. 37]weshalb physiologische Kochsalzlösungen auch zur Behandlung einer Alkalose genutzt werden kann (die Alkalose ist die Folge einer Störung des Säure-Basen-Haushaltes, bei der der Blut-pH-Wert auf über 7,44 ansteigt).

Der Einfluss einer hohen Salzzufuhr auf den Säure-Basen-Status

Hierzu gibt es eine Dissertation von Judith Bühlmeier, vorgelegt beim Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften,
Fachgebiet Humanernährung in Bonn. Sie schreibt darin:

zitat_b_50„Die hohe NaCl-Zufuhr hatte in Immobilisation im Vergleich zur niedrigen NaCl-Zufuhr eine hyperchlorämische, latente metabolische Azidose zur Folge. Immobilisationsbedingte renale Stickstoffverluste waren um 180% gesteigert. Gleichzeitig war die Ausscheidung des aktiven GCs Cortisol erhöht. Die Ingestion von KHCO3 bei hoher NaCl-Zufuhr hat die NaCl-induzierte Reduktion der systemischen Pufferbasen temporär vermindert.“[1. Judith Bühlmeier, „Einfluss einer hohen Natriumchlorid-Zufuhr und Kaliumbicarbonat-Ingestion auf Säure-Basen-Status und Proteinstoffwechsel“, INAUGURAL-DISSERTATION
zur Erlangung des Grades Doktor der Ernährungs- und Haushaltswissenschaften (Dr.oec.troph.), vorgelegt am 15. September 2010.]
Das heißt: größere Aufnahmemengen von Natriumchlorid sind ein Risikofaktor

  • für negative Veränderungen im Bereich des Säure-Basen-Status
  • und für den Verlust von Proteinen und damit auch der Muskelmasse.

Eine weitere Gefahr, den übermäßigen Abbau von Knochengewebe, wird in dem Kapitel „Osteoporose“ noch genauer besprochen.

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2. Kalium und Magnesium sind unsere wichtigsten Basen im Zellinnern

 

 

  • Sie helfen (zusammen mit anderen basischen Mineralien) bei der Neutralisation von Säuren im Blut und im Bindegewebe.
  • Innerhalb der Zellen ist Kalium das wichtigste Mineral zur Regulierung des pH-Werts. Bei einem Kaliummangel steigt die Konzentration von säuernden H+-Ionen (Wasserstoff-Ionen) stark an, und es werden daher vermehrt Natriumionen zur Pufferung in die Zelle eingeschleust. Nach Kalium ist Magnesium der mengenmäßig zweithäufigste Mineralstoff innerhalb der Zelle und ein weiterer wichtiger Basenbildner.
  • Kalium und Magnesium sind „Anti-Stress-Mineralien“, die bei emotionalem Stress regulierend wirken. Vielen von uns leiden ja unter permanentem Zeit- und Leistungsdruck. Die Folgen sind ein veränderter Atem- und Herzrhythmus, Engstellung der Gefäße und erhöhte nervliche und körperliche Anspannung. Dies erhöht die Säurebelastung im Körper und damit den Bedarf an Kalium und Magnesium.
  • Als Co-Enzyme sind sie an der Aktivierung vieler zellulärer Enzyme beteiligt, die den pH-Wert entweder direkt oder indirekt beeinflussen. So ist z. B. die Natrium-Kalium-Pumpe eigentlich ein Enzym. Einen wichtigen Part im Zusammenhang mit der Regulation des pH-Werts spielt Magnesium als Bestandteil von mehr als 300 bekannten Enzymen. Fehlt Magnesium, werden diese Enzyme nicht in ausreichendem Maße aktiviert – das Säuren-Basen-Gleichgewicht kann nicht mehr aufrechterhalten werden, und die Folge sind Störungen des Zellstoffwechsels.
  • Bei einer Azidose (Übersäuerung) werden vermehrt Magnesium und Kalium aus der Zelle freigesetzt, während der Calcium- und der Natriumspiegel im Innern ansteigen.[97. Kevin D. Cashman, Albert Flynn, „Optimal nutrition: calcium, magnesium and phosphorus“, Proc Nutr Soc. 1999 May;58(2):477-487. Internet: http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=795952&fileId=S0029665199000622 (Stand: 10.2014).] Dies kann sich auf die Zelle mehr oder weniger dramatisch auswirken. Ein Calciumüberschuss z. B. führt zu einer erhöhten Erregbarkeit des Muskels. Betrifft dies die Wade, führt dies zu einem Muskelkrampf, im Herz-Kreislauf-System zu Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen.


Nicht nur die Zell-, sondern auch die Bindegewebsübersäuerung ist ein Problem.

Die Hauptaufgaben des Bindegewebes:

  • Es bildet eine netzartige Hülle um Organe, Muskeln, Nervenbahnen, Gefäße, Knochen etc., die alles verbindet fest zusammenhält.
  • Zwischen den Zellen des Bindegewebes befindet sich die Zwischenzellflüssigkeit. Die Zelle benötigt dieses wässrige Medium zur Aufnahme von Nährstoffen und zur Abgabe von entlastungspflichtigen Stoffen, da die Blut- und Lymphbahnen keinen direkten Zellzugang haben.

Ein von der Schulmedizin weitgehend unbeachtetes Problem ist die Übersäuerung des Zellinnenraums, da es keine direkte Möglichkeit gibt, dies zu messen. Ist das Zellmilieu zu sauer, versucht der Körper, sich mit aller Macht davon zu befreien, sodass als nächste Instanz das Bindegewebe die ganze Belastung übernehmen muss. Auf Dauer geht dies nur gut, wenn man dem Bindegewebe nicht zuviel zumutet. Besser ist es daher, die Säuren schon dort zu neutralisieren, wo sie entstehen. Ein wirksames „Notprogramm“ ist die zusätzliche Aufnahme von Kalium und Magnesium.


Basenmittel am besten ohne Natriumsalze
 

Ohne Zweifel ist die Säurebindungskapazität von Natrium in der Extrazellulärflüssigkeit (Magen, Darm, Blut, Bindegewebe) relativ hoch. Allerdings ist es ungünstig, um einen Kaliummangel und damit die intrazelluläre Übersäuerung zu beheben. Deshalb sollte man zumindest am Anfang einer Basenkur darauf achten, dass keine Natriumsalze (Natriumbicarbonat, Natron) enthalten sind. 

Copyright, Layout, Text, Grafik: Claus Barta

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