Kapitel 5: Salze in der Ernährung – wo liegen die Risiken und wo der Nutzen?
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Natriumchlorid, Kalium,Magnesium:

Morbus Menière – wenn Salz an die Ohren geht


1. Wenn sich die Welt plötzlich anfängt zu drehen


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Der Namensgeber dieser Krankheit, der französische Arzt Prosper Menière (1799–1862), beschreibt diese Krankheit folgendermaßen: 

zitat_b_50Ein kräftiger junger Mann wird plötzlich ohne erkennbare Ursache von Schwindel, Übelkeit und Erbrechen befallen; eine unaussprechliche Angst läßt seine Kräfte schwinden; sein Gesicht, blaß und in Schweiß gebadet, kündigt eine nahe Ohnmacht an. Auf dem Rücken liegend, kann er dann nicht die Augen heben, ohne die Dinge im Raum umherschwirren zu sehen, die kleinste, dem Kopf mitgeteilte Bewegung vermehrt Schwindel und Übelkeit; das Erbrechen tritt erneut auf, sobald der Kranke versucht, seine Lage zu ändern.(…)  Jede etwas heftige Bewegung ruft Funktionsstörungen derselben Art hervor.

Quelle: Prosper Menière (1861), Übersetzung von L. Blumenbach (1955)

Dieser Zustand von absoluter Hilflosigkeit und Angstzuständen hält mindestens zehn Minuten an, kann sich aber auch über mehrere Stunden hinziehen. Als Langzeitfolgen können psychosomatischer Schwindel, Schwerhörigkeit und Tinnitus auftreten. Die Häufigkeit dieses Krankheitsbildes liegt in den Industrienationen bei einem von 1000 Einwohnern.

Ursache für die Menière-Erkrankung ist ein Flüssigkeitsstau (Endolymphstau) im Gleichgewichtsorgan. Dies führt zu einem Überdruck in der Gehörschnecke, der wiederum bewirken kann, dass die Trennung von kalium- und von natriumreicher Lymphflüssigkeit zusammenbricht. Folge des unkontrollierten Aufeinandertreffens von Natrium- und Kalium-Ionen: ein Chaos an falschen Signalübertragungen im Gleichgewichts- und Hörorgan.

Morbus_Meniere

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2. Kochsalz kann die Symptome verschlimmern


Der Zusammenhang mit Kochsalz ergibt sich aufgrund der Beeinflussung des Wasserhaushalts. 2010 veröffentlichte Forschungsergebnisse von Dr. Simon Greenberg und Dr. Julian Nedzelski bestätigen, was sich in der Praxis schon lange zeigt[163. Simon Greenberg, Julian Nedzelski, „Medical and Noninvasive Therapy for Meniere’s Disease“, Otolaryngologic Clinics of North America, October 2010. Internet: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0030666510000952 (Stand: 10.2014).]: Isst man zuviel Kochsalz, vermehrt sich die Flüssigkeit auch im Innenohr, und dadurch verschlimmern sich die Symptome und die Schwindelattacken. Die Wissenschaftler empfehlen daher als eine der Kernkomponenten bei der nichtmedikamentösen Behandlung von Morbus Menière die Reduzierung von Natrium.

Copyright, Layout, Text, Grafik: Claus Barta

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