5. Salze in der Ernährung: wo liegen die Risiken und wo der Nutzen?
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Wasserhaushalt, Zellstoffwechsel und Ödeme

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Trinkwasser – ein unersetzlicher Grundstoff
abstandNicht nur unsere Erde besteht hauptsächlich aus dem Element Wasser, sondern auch wir Menschen – wir sind insofern ein Abbild unseres Planeten. Es gibt ein einfaches Mittel, um zu zeigen, welch elementare Bedeutung Wasser für unsere Gesundheit hat. Man muss sich nur vor Augen halten, dass ein Mensch von 70 kg Körpergewicht aus ca. 42 Litern Wasser besteht. Davon befinden sich 60 % in den Zellen, 30 % in den Zellzwischenräumen und 10 % in den Blutgefäßen.

Daher ist ein streng geregelter Wasserhaushalt eminent wichtig. Die übergeordneten Regel- bzw. Schaltstellen sind die Nieren und Hormone wie das Antidiuretische Hormon (ADH). Die Aufgabe der Nieren ist es, täglich ca. 180 Liter Blut zu filtern und von Abfallstoffen, überschüssigem Wasser, Stoffwechselresten, Fremdsubstanzen und nicht benötigten Salzen zu befreien. Urin ist das Entsorgungsprodukt, aber mit etwa 1-2 Litern pro Tag wird natürlich nur ein sehr geringer Teil ausgeschieden. Der größte Teil des gefilterten Blutes wird durch das ADH über die Nierenkanälchen wieder an den Blutkreislauf zurückgegeben.

Die Bildung von ADH ist wiederum abhängig vom Blutsalzgehalt – und hier spielen Natrium und Kalium eine große Rolle.

Ohne Kalium würde der Körper an einem Wasserüberangebot leiden, ohne Natrium würde er austrocknen, da ein Gramm Kochsalz im Körper etwa 100 Milliliter Wasser bindet.

Ist zuviel Wasser im Körper,

→ steigt das Blutvolumen und damit der Blutdruck → es wird vermehrt Natrium und damit auch Wasser ausgeschieden (das Wasser folgt dem Natrium) → Kalium wird zurückgehalten, da es die Entwässerung fördert → der Blutdruck sinkt wieder

Ist zuwenig Wasser im Körper,

→ sinkt das Blutvolumen und damit der Blutdruck → die Ausscheidung von Natrium wird gedrosselt, wodurch auch mehr Wasser im Körper zurückbleibt → es wird vermehrt Kalium ausgeschieden → der Blutdruck steigt wieder

Für ältere Menschen sind Störungen im Wasserhaushalt besonders gefährlich, weil ihre Reserven viel kleiner sind.
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Folgen von Wassermangel
abstandDa Wasser u. a. für den Transport von Nährstoffen und Sauerstoff, zur Regulierung der Körpertemperatur, für die Abfallentsorgung, zur Erzeugung hydroelektrischer Energie sowie als Bestandteil von Verdauungssäften benötigt wird, verlieren viele Menschen, wenn ihnen Wasser fehlt, schleichend, aber kontinuierlich ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit.

Auswirkungen von zu viel Salz

  • in der Zelle ist normalerweise sehr wenig Natrium = geringe Bindungskraft für Wasser*
  • außerhalb der Zelle befindet sich viel Natrium = hohe Anziehungskraft für Wasser

* Bei bestimmten Krankheiten und bei Kaliummangel kann sich der Natriumanteil erhöhen, was sich aber ebenfalls ungünstig auswirkt, da die Zellen dadurch „aufquellen“ (vgl. S. ???).

klammer_c_50Deshalb entziehen zu hohe Natriumkonzentrationen der Zelle (wegen des osmotischen Gefälles) lebenswichtige Flüssigkeit. Nicht von ungefähr verwendeten die alten Ägypter Salz zur Konservierung ihrer Mumien.

Folge: der Mensch trocknet aus

Durst ist das Alarmsignal, mit dem der Körper (durch die Ausschüttung des Hormons Aldosteron) uns auf diesen Mangel hinweist, um ihn schnellstmöglich zu beseitigen. Unter Stress und in der Hektik des Alltags wird dieses „Gib mir sofort mein Wasser wieder“-Zeichen häufig ignoriert. Auch ältere Menschen sind gefährdet: mit zunehmendem Alter nimmt das Durstgefühl häufig ab, oder man ist schlichtweg zu erschöpft, sodass die nötige Trinkmenge dauerhaft unterschritten wird.

Auswirkungen auf unsere Organe und unser Bindegewebe, wenn den Zellen Wasser fehlt

  • Allgemein: erhöhte Natriumwerte im Blut, verschlechterte Fließeigenschaften des Blutes, mangelnde Zellentgiftung, zu wenig Zellenergie, Störungen der Regulation der Körpertemperatur, Störungen im Säuren-Basen-Haushalt, Kreislaufprobleme, Ansammlung von extrazellulärem Wasser, Störung zellulärer Transportvorgänge, verminderter Stoffwechsel
  • Schleimhäute: trockener Mund, trockene Schleimhäute (Nase, Hals, Atemwege), trockene Zunge und Augen
    Bindegewebe, Haut: Verlust der Elastizität, Orangenhaut, Verhärtungen, Falten, Schuppen
    Muskeln, Gehirn und Nerven: Mangel an hydroelektrischer Energie, Konzentrationsschwierigkeiten, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Schwäche, Schwindel, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe, Aktivierung des Neurotransmitters Histamin (wirkt schmerz- und allergieverstärkend)
  • Verdauungssystem: harter Stuhl, Verstopfung, Sodbrennen, Mundgeruch, Verdauungsstörungen durch mangelnden Speichelfluss, bei Verlust des Durstgefühls vermehrt Hungergefühle
  • Bewegungsapparat: Aushärtung von Knorpeln, Bandscheiben und Gelenkkapseln und damit geringere Fähigkeit, Druck- und Stoßbelastungen abzudämpfen (es fehlt das „Wasserkissen“)
  • Nieren und Blase: konzentrierter, dunkelgelber bis orangefarbener Urin, Nieren- und Blasenbeschwerden, Blasenentzündung, Nieren- und Harnsteine
abstandWarum viele Menschen im Alter zu wenig trinken

Dafür gibt es fünf Gründe:

  1. Mit zunehmendem Alter verringert sich die Aktivität der Geschmacksrezeptoren, deshalb wird stärker nachgesalzt.
  2. Da das Kochen im Alter schwerer fällt, stellen viele ältere Menschen auf Fertigkost um. In Seniorenheimen sind frisch zubereitete Lebensmittel ebenfalls kaum noch zu finden.
  3. Die Angst, dem Pflegepersonal oder den Angehörigen zur Last zu fallen.
  4. Die Angst, nachts auf die Toilette zu müssen.
  5. Das Durstgefühl lässt nach. Das Howard Florey Institute in Melbourne untersuchte, warum viele Senioren trotz reichlicher Aufnahme von Salz nur wenig Durst verspüren. Mittels eines Computertomographen stellten sie fest, dass Nervenzellen des sogenannten anterioren cingulären Cortex, die das Durstgefühl anregen, im Alter weniger aktiv sind als bei jüngeren Menschen.


Es gibt wesentlich weniger häufig auch den umgekehrten Fall

Das ist die Dehydration im Alter aufgrund von Natriumverlusten durch starkes Schwitzen, Niereninsuffizienz oder Abführmittelmissbrauch auftritt (hypotone Dehydration). Diagnostisch abgeklärt wird dies aber nur in den seltensten Fällen.

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Wassereinlagerungen im Bindegewebe (Ödeme)
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Dafür gibt es zwei Hauptursachen

  1. Wasserereinlagerungen bzw. Abflussstörungen können eine langfristige Auswirkung von (natriumbedingtem?) Bluthochdruck und Arterienverkalkung sein, da sich der Herzmuskel durch die jahrelange Überanstrengung nicht mehr ausreichend zusammenziehen kann (Herzinsuffizienz).
  2. Die verminderte Ausscheidung (Retention) von Natrium und damit auch von Wasser durch die Nieren infolge einer Nierenschwäche.

Die Folgen sind Ödeme in unterschiedlichen Regionen, die den Körper lokal „aufquellen“. Meist sind die Beine oder Füße betroffen aber auch vor dem Gesicht, den Augenlidern, dem Bauch oder den Händen machen übermäßige Wasseransammlungen nicht Halt. Es gibt auch Praeödeme, die kaum oder nicht sichtbar sind, aber begleitet sind von einem aufgeschwemmten Aussehen und Spannungsgefühlen.

Diuretika können bei Ödemen zwar helfen, da sie die Salz- und Wasserausscheidung über die Nieren zu fördern. Das ist aber ein zweischneidiges Schwert, da bei der Entwässerung auch andere Mineralien verloren gehen und die Ödeme sofort neu entstehen, wenn man die Medikamente absetzt.

Salz ist aber nicht nur wegen der Erhöhung des Blutdrucks eine Riskofaktor, sondern es kann unabhängig von Organschäden Ödeme fördern

Nach Prof. Dr. Wolfgang Werk kommt dies öfters bei sehr adipösen Patienten vor, wenn sie sehr viel Flüssigkeit (z. B. in Form von Bier) und Salz zuführen. Das führt dazu, dass die Ausscheidungsmechanismen für Wasser und Salz überfordert sind, sodass sich Ödeme von 10 Kilogramm und mehr einlagern können.[39. Prof. Dr. Wolfgang Werk, „Aquarese“, Paracelsus Magazin, Heft 01/1996. Internet: http://www.paracelsus-magazin.de/alle-ausgaben/28-heft-011996/276-aquarese-.html (Stand: 10.2014).]

Diuretika können bei Ödemen zwar helfen, da sie die Salz- und Wasserausscheidung über die Nieren zu fördern. Das ist aber ein zweischneidiges Schwert, da bei der „Entwässerung“ auch andere Mineralien verloren gehen und die Ödeme sofort neu entstehen, wenn man die Medikamente absetzt.


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Salzersatz + ausreichend Wasser wirkt
abstandUm es noch einmal in Erinnerung zu rufen: Das meiste Wasser befindet sich in den Zellen, und dort stecken auch die genetischen Informationen für den geregelten Ablauf aller Stoffwechselfunktionen. Wassermangel bedeutet deshalb für den Körper extremen Stress und ist immer mit einem Vitalitätsverlust verbunden.

Wenn dagegen eine ausgewogene Mischung aus Natrium, Kalium und Magnesium zum Antrieb der Natrium-Kalium-Pumpe vorhanden ist,

  • kann sich der Körper leichter von überflüssigem Natrium befreien,
  • sinkt der Wasseranteil außerhalb der Zellen,
  • normalisiert sich der Wasseranteil in der Zelle,
  • normalisiert sich der Blutdruck.

Ein weiterer Tipp zur Reduktion von Kochsalzschäden

Der folgende Textauszug stammt aus dem Buch Das Fettsyndrom von Dr. Johanna Budwig:

zitat_b_100Auch der Wasserstoffwechsel ist auf`s Engste mit der Verbrennung der ungesättigten Fette verbunden. Die Wasserausscheidung wird durch ein in seiner Funktion geschwächtes Epithel gestört. Der Wassertransport ist ja von der Beschaffenheit der Lipoidmembranen abhängig. Die Wasserretention im Gewebe beeinträchtigt wiederum die Funktionstüchtigkeit. Diese behinderte Wasserausscheidung ist aber nicht, wie man in der Medizin heute überbetont, ausschließlich eine Frage des Kalium-Natrium-Gleichgewichts, also Kochsalzschäden. Es kann im Experiment nachgewiesen werden und wurde schon um die Jahrhundertwende von verschiedenen Forschern betont, daß richtige Fettnahrung Kochsalzschäden kompensieren kann.

Frau Budwig war Apothekerin, Diplom-Chemikerin, promovierte in den Fächern Chemie und Physik und betrieb neben ihren Forschungsarbeiten eine Naturheilpraxis. Unter „richtiger Fetternährung“ versteht sie kaltgepresse Speiseöle mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren (sie empfahl vor allem Leinöl).

Dass Leinöl Kochsalzschäden zumindest reduzieren kann, sieht man anhand seiner umfassenden positiven Effekte auf das Herz-Kreislauf-System.

Eine Studiengruppe um Dr. Hannia Campos von der Harvard School of Public Health (Boston, USA) erforschte die herzschützende Wirkung der im Leinöl reichlich enthaltenen α-Linolensäure (50-60 %).[96. Hannia Campos, Ana Baylin, Walter C. Willett, „α-Linolenic Acid and Risk of Nonfatal Acute Myocardial Infarction“, Circulation, 2008; 118: 339-345. Internet: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2742488/ (Stand: 10.2014).] Dazu verglich sie den Gehalt an α-Linolensäure im Fettgewebe von 1819 Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten hatten, mit dem einer gleich starken Kontrollgruppe. Am deutlichsten war die protektive Wirkung bei Probanden in der Gruppe mit dem höchsten Anteil. Sie hatten im Vergleich zur Gruppe mit sehr niedrigen Werten ein um ca. 60 Prozent geringeres Infarktrisiko.

Copyright, Layout, Text, Grafik: Claus Barta

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Quellenangaben