Kapitel 7: Gesund Salzen und Würzen
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Reduktion des Salzkonsums – Initiativen und Programme


1. Die ganze Welt versucht Salz reduzieren

 

gesundheit_b_50Es gibt eine Reihe von Initiativen und Programmen, die bestrebt sind, den Kochsalzkonsum der Bevölkerung auf nationaler oder internationaler Ebene zu verringern.

Allein in Europa gibt es Initiativen von folgenden Ländern: 

  • Albanien, Andorra, Armenien, Aserbaidschan
  • Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien
  • Deutschland, Dänemark
  • Estland
  • Finnland, Frankreich
  • Georgien, Griechenland
  • Island, Irland, Italien
  • jugoslawische Republik
  • Kasachstan, Kosovo, Kirgisien, Kroatien
  • Lettland, Litauen, Luxemburg
  • Malta, Mazedonien, Monaco, Montenegro
  • Niederlande, Norwegen
  • Österreich
  • Polen, Portugal
  • Republik Moldau, Rumänien, Russische Föderation
  • San Marino, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz, Schottland
  • Tadschikistan, Tschechische Republik, Türkei, Turkmenistan
  • Ungarn, Ukraine, Usbekistan
  • Vereinigtes Königreich
  • Zypern
Quelle: WHO, „Mapping salt reduction initiatives in the WHO European Region, 2013

 

21 weitere Initiativen gibt es in der westliche Pazifik-Region  (wie zum Besipiel in China, Australien oder Japan). In Süd-Ost-Asien sind es 5 und in Amerika gibt es insgesamt 12 Projekte zur Salzreduzierung.

Quelle: Kathy Trieu et al., „Salt Reduction Initiatives around the World – A Systematic Review of Progress towards the Global Target“, PLoS One. 2015; 10(7): e0130247.

In Europa waren die Finnen am konsequentesten. Sie schraubten ihren Salzkonsum von 14 g täglich auf 10 g herunter. Großbritannien konnte mit einer dauerhaft angelegten Kampagne die durchschnittliche Salzaufnahme von 9,5 auf 8,6 g vermindern. Auch die Behörde für Lebensmittelsicherheit Irlands (FSAI) erreichte, dass sich der durchschnittliche Salzanteil in Lebensmitteln von 2005 bis 2007 um 7,1 % reduzierte.[1. Dr. Mary Friel, „FSAI Salt Reduction Programme“, EFET Conference on Nutrition, Athen, 22.10.2010.] In Portugal gibt es seit 2009 eine gesetzliche Regelung, die vorschreibt, den Salzgehalt von Lebensmitteln kenntlich zu machen und ihn bei Brot und verarbeiteten Lebensmitteln auf maximal 14 g/kg beschränkt.[2. Catherine Coleman, „A Portuguese success story: One nation begins to curb its salt intake“, ProCor 19 June 2009. Internet: http://www.procor.org/globaldialogue/globaldialogue_show.htm?doc_id=947107 (Stand: 03.2011).]ausrufezeichen_c_100In Europa gibt es in den WHO-Mitgliedstaaten, einen internationalen „Masterplan“ zur Reduktion von Salz. Dieser sieht verpflichtend vor die Salzaufnahme um 30 %[2. WHO, „Salt reduction“, fact sheet June 2016, Internet: http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs393/en/ (Stand: 09. 2016)] zu reduzieren. Dies soll bis zum Jahr 2025 erreicht werden.

abstandUm dieses Ziel in Deutschland zu erreichen, setzt sich das „Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft“ in einer „Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Salz und Fetten in Fertigprodukten“ zum Ziel , den Salzgehalt in Produkten bis 2019 um 16 % zu reduzieren. „[1. Stefanie Gerlach, „Nationale Reduktionsstrategie 2016“, Positionspapier von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, Ernährungs Umschau 63(4):88-91 · April 2016] abstand

fragezeichen_c_50Werden die ehrgeizigen Ziele erreicht werden? Strategien, Vorgaben, Pläne zur Salzreduktion gibt es seit Jahrzehnten.

 

2. Erreicht wurde mit diesen Programmen viel zu wenig

 

Dass die Appelle wenig gefruchtet haben, hat mehrere Gründe

  • Die Aufklärung findet auf „leisen Pfoten“ statt und deshalb werden die breite Masse und die Betroffenen nicht in ausreichendem Maße mit Informationen versorgt.
  • Die Macht der Lebensmittelindustrie ist inzwischen so groß, dass die Lobbyverbände sich immer mehr gegen die Politik, und damit gegen die Umsetzung von gewinnminimierenden gesetzlichen Vorlagen und Richtlinien, durchsetzen. Wohl auch deshalb sind Gesetze, die die Hersteller zur Kochsalzreduktion zwingen, nicht vorgesehen.
  • Eine Kochsalzreduktion 30 % lässt sich aber mit „normal“ hergestellter Industriekost nicht realisieren und alle gemachten Erfahrungen zeigen, dass sich die Nahrungsmittelindustrie auf freiwilliger Basis nicht umstellen wird.
  • Die Suche nach einem Salzersatz oder salzreduzierten Produkten gestaltet sich äußerst schwierig, da es nur wenige Hersteller und keine darauf spezialisierten Geschäfte gibt.
  • Kaum jemand stellt seine Ernährung um, wenn der Leidensdruck nicht enorm ist (z.B. durch eine Erkrankung). Nach Prof. Dr. Wilfred Druml halten wahrscheinlich weniger als 10 % der Hypertoniker eine Salzbeschränkung ein.[3. Prof. Dr. Wilfred Druml, AKH Wien, „Salt kills. Je mehr Salz, desto weniger Lebensjahre“, Medicom 2/10, Internet: http://www.medicom.cc/medicom-ch/inhalte/nutrition-news/entries/NuNe210/entries_sec/Salt-kills-Je-mehr-Salz-desto-weniger-Lebensjahre.php (Stand: 11.2014).] abstand

Zum letzten Punkt gibt es ein passendes Zitat des finnischen Mineralsalzentwicklers Prof. Dr. Heikki Karppanen (Helsinki).

zitat_b_50„Es wird nicht gelingen, die Menschen zu gesünderem Essen zu bewegen – also muss man das Essen gesünder machen.“[4. Zitiert nach: Institut für Medizinisch-Chemische Labordiagnostik, „Finnland: Natriumarmes Salz als Mittel gegen den Herztod“, Internet: http://www.imcl.at/aerzte/news/index.php?n=021&nd=320 (Stand: 02.2011).] abstandAnders ausgedrückt: Allein mit Appellen erreicht man kaum etwas. Man muß vielmehr Aufklärung betreiben und dies mit einem ausreichend großen Angebot an kochsalzreduzierten, aber gleichzeitig gesunden und schmackhaften Produkten verbinden.

Copyright, Layout, Text, Grafik: Claus Barta

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Quellenangaben