Sprungmarken
1. Heil- und Mineralwässer
2. Soletrinkkuren mit Natursalz und Salzmischungen
3. Glaubersalz / Bittersalz
4. Solebäder
5. Inhalation ohne medizinische Geräte
6. Nasenspülungen
7. Wickel, Kompressen
8. Einreibungen
9. Peelings
10. Badewasser mit Salz und ätherischen Ölen
11. Zahn-, Mund- und Rachenpflege
12. Anreicherung der Sole mit weiteren Mineralien
Vertiefende oder ergänzende Informationen
1. Heil und Mineralwässer
Abb.: Bad Pyrmont um 1780
Trinkkuren haben eine lange Tradition. Je nach Mineralienzusammensetzung kann man gezielt unterschiedliche Organe oder Gebrechen ansprechen. Dies gilt auch für Natriumchlorid. Am besten erforscht sind die Effekte von Heilwässern, da diese dem Arzneimittelgesetz unterliegen und eine medizinisch belegte Wirkung haben müssen. Für die Anerkennung muss der Gehalt an gelösten Mineralien mindestens 1000 mg/l betragen (dies gilt in Deutschland auch für Mineralwässer, die allerdings keinerlei Zulassung benötigen). Oft liegt er aber wesentlich höher, da es für Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium, Chlorid oder Hydrocarbonat keine Obergrenzen gibt. Beschränkungen gibt es beim Eisen-, Jodid-, Schwefel-, Radon- und Fluoridgehalt. Welche Rolle Natrium im Zusammenhang mit dem Blutdruck spielt, hängt auch von der Art der Verbindung ab.
Das Berliner Universitätsklinikum Benjamin Franklin verglich in einer randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblind-Crossover-Studie[6. U. Schorr, A. Distler, A. M. Sharma, „Effect of sodium chloride- and sodium bicarbonate-rich mineral water on blood pressure and metabolic parameters in elderly normotensive individuals: a randomized double-blind crossover trial“, J Hypertens. 1996 Jan;14(1):131-5. Internet: http://journals.lww.com/jhypertension/Abstract/1996/01000/Effect_of_sodium_chloride__and_sodium.17.aspx (Stand: 11.2014).] die Wirkung von Wässern mit hohem Natriumchlorid- bzw. hohem Natrium-Hydrogencarbonat-Gehalt mit solchen mit geringem Natriumgehalt.
- Es nahmen 21 gesunde Personen im Alter von 60 bis 72 Jahren teil.
- Ihr Blutdruck war nicht erhöht (normotensiv).
- Im Vorfeld erfolgte eine Reduzierung der Salzzufuhr auf unter 100 mmol/Tag, was eine Blutdrucksenkung zur Folge hatte.
- Danach erhielten die Teilnehmer Mineralwässer mit unterschiedlichen Gehalt an Natrium und Natrium-Hydrogencarbonat.
Es zeigten sich folgende Ergebnisse:
Mineralwasser (tägliche Trinkmenge: 1,5 Liter) |
Zusammensetzung, gerundet auf Liter |
Wirkung nach 4 Wochen |
Natriumchlorid-reich |
1,9 g (84,5 mmol) Natrium
|
Anstieg der Blutdruckwerte auf den Ausgangswert, keine Auswirkung auf den Calciumspiegel |
Natrium-Hydrogencarbonat-reich |
0,9 g (39,3 mmol) Natrium 3,0 g (48,8 mmol) Natrium-Hydrogencarbonat |
Blutdrucksenkung um |
Natriumchlorid-arm |
Natrium, Chlorid und Natrium-Hydrogencarbonat < 0,02 mmol/l) |
Blutdrucksenkung um |
* Andere Bezeichnungen sind NaHCO3, Bicarbonat, Natron. Natrium-Hydrogencarbonat-Wässer zählen zur Gruppe der alkalischen Säuerlinge (Trinksäuerling) und werden im Gegensatz zu Wässern mit hohem Natriumchlorid-Gehalt basisch verstoffwechselt.
Die Konsequenz aus dieser Studie: Man muss auch auf die Art der Natriumverbindung achten und darf den Natriumgehalt nicht stillschweigend auf einen Kochsalzgehalt umrechnen.
2. Soletrinkkuren mit Natursalz und Salzmischungen
Bildquelle: [1. von Chris 73 / Wikimedia Commons, GFDL 1.3 (www.gnu.org/licenses/fdl-1.3.html) or CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wikimedia Commons]Eine der zentralen Anwendungsmöglichkeiten von Natursalz ist das Ansetzen einer Sole. Dazu werden Salzbrocken oder bereits gemahlenes Salz mit gutem Quellwasser vermischt. Alternativ kann auch ein Heilwasser mit einer für den individuellen Bedarf günstigen Zusammensetzung verwendet werden.
Nach maximal drei Stunden hat sich das Salz so weit aufgelöst, dass eine 26%-ige, gesättigte, fast unbegrenzt haltbare Sole entstanden ist. Bei entsprechender Reduktion der sonstigen Kochsalzmenge kann das Trinken einer Salzsole die Gesundheit fördern und führt in den seltensten Fällen zu Problemen. (Die Indikationen finden Sie auf Seite ???.) Wer riskiert Gesundheitsschäden durch eine Sole-Trinkkur?
Wer
- 5 bis 20 Gramm Kochsalz die sich in Lebensmitteln verstecken konsumiert,
- dann noch, weil Natursalz ja so gesund ist, kräftig mit dem Salzstreuer zusalzt,
- zusätzlich eine Sole-Trinkkur „draufpackt“,
- und die Trinkmenge nicht der Salzzufuhr anpasst,
braucht sich nicht zu wundern, wenn der Blutdruck steigt, das Herz noch mehr belastet wird oder es sogar zu Nierenschäden kommt. Längere Kuren sollten deshalb am besten unter therapeutischer Aufsicht durchgeführt werden.
Herstellung einer gesättigten Sole (26,4 %)
Man nehme einen Glasbehälter (z. B. ein Einmachglas mit Schraubdeckel) und befülle ihn mit rund 260 g Salz und 740 ml Wasser (bis auf die Ein-Liter-Marke). Um sich das genaue Abwiegen zu ersparen, kann man auch den Salzanteil erhöhen (z. B. 250 g auf einen halben Liter Wasser). Der größere Salzanteil spielt keine Rolle, weil sich das Salz, sobald die Lösung gesättigt ist (bei 26,4 %), nicht weiter auflösen kann. Es bleibt dann ein ungelöster Bodensatz übrig, der bei jedem Nachfüllen von Wasser geringer wird und einem genau anzeigt, wann man wieder Salz hinzugeben muss.
für Rechner:
Wasserzugabe (ml) |
Salzzugabe (g) |
100 |
36 |
200 |
72 |
300 |
108 |
400 |
143 |
500 |
179 |
600 |
215 |
700 |
251 |
736 |
264 |
800 |
287 |
900 |
323 |
1000 |
359 |
Wichtig! Eine gesättigte Sole ist zum Trinken, zur Inhalation oder zur Anwendung auf entzündeter Haut sowie bei offenen Wunden nicht geeignet
Für die meisten Anwendungen hat sich eine Lösung mit einer Konzentration zwischen 1 und 3 % bewährt.
Herstellung einer verdünnten Sole
isotonische Kochsalzlösung (0, 9%): 9 Gramm Salz + 1 Liter Wasser
Solekonzentration 1 %:
- 4 ml gesättigte Sole ( ≈ 1 TL) + 100 ml Wasser
- oder 10 g Natursalz + 1 Liter Wasser
Solekonzentration 2 %:
- 8 ml gesättigte Sole ( ≈ 2 TL) + 100 ml Wasser
- oder 20 g Natursalz + 1 Liter Wasser
Solekonzentration 3 %:
- 12 ml gesättigte Sole ( ≈ 3 TL) + 100 ml Wasser
- oder 30 g Natursalz + 1 Liter Wasser
usw.
Für alle, die nicht über eine Feinwaage verfügen:
1 gestrichener TL Salz ≈ 5 Gramm
1 gestrichener EL Salz ≈ 15 Gramm
Dosierung für eine Sole-Trinkkur
Ein Teelöffel gesättigte Sole + 200 ml natürliches Quellwasser.
Alternativ: zwei gestrichene Teelöffel in 1000 ml Wasser geben; von dieser Sole entnimmt man 100 ml und vermischt sie mit 100 ml Quellwasser.
Wie viel Salz entspricht 1 Teelöffel (4 ml) Sole?
3 ml gesättigte Sole ≙ 1 g, 4 ml gesättigte Sole ≙ 1,3 g Salz
3. Glaubersalz- Bittersalz
Glaubersalz (Natriumsulfat) und Bittersalz (Magnesiumsulfat) sind altbekannte Mittel gegen Verstopfung. Die Zubereitung erfolgt auch hier, indem man diese Salze in Wasser aufgelöst und trinkt, wobei beide Formen extrem bitter im Geschmack sind.
Man sollte aber unbedingt die angegebene Menge auf der Verpackung einhalten oder den Apotheker fragen, denn Glauber- und Bittersalz wirkt stark abführend. Man bezeichnet sie daher auch als „salinische Abführmittel“.
Die Wirkung beruht darauf,
- dass der Großteil dieser Salze im Darm verbleiben (also nicht resorbiert wird),
- Natrium- und Magnesiumsulfat osmotische (wasserziehende) Eigenschaft haben,
- die Wasserbindung eine Volumenvergrößerung des Darminhalts bewirkt
- und dies eine durchfallartige Entleerung provoziert.
Man sollte diese „Roßkur“ aber am besten nicht allzu oft anwenden, da das Trinken fast immer mit Brechreiz verbunden ist und es den Flüssigkeits- und Mineralienhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen kann.
In der Alternativmedizin ist es allerdings ein beliebtes Mittel um eine Fastenkur einzuleiten, da es den Darm nach spätestens 3 Stunden „durchputzt“. Eine Einlauf kann dabei unterstützend wirken.
4. Solebäder
Sole wirkt nicht nur auf der Haut, sondern transdermal, also durch die Haut hindurch. Somit nimmt nicht nur die Haut Wasser und die Mineralien auf, sondern auch der Körper. Indikationen
- Hautprobleme: da es entzündungshemmend ist, ist es wirksam bei: Neurodermitis, Ekzemen, Psoriasis, Kontaktallergien, Akne, schlecht heilenden Wunden, Insektenstiche; außerdem zur Regeneration des Säureschutzmantels und zur Anregung des Hautstoffwechsels
- Bewegungsapparat: entzündlich-rheumatische Erkrankungen, Wirbel- und Gelenkserkrankungen, Muskelbeschwerden, Mobilisation des Bewegungsapparats (Reduktion von schmerzhaften Bewegungseinschränkungen)
- Frauenerkrankungen: klimakterische Beschwerden, Vaginalpilz, Ausfluss
- Immunsystem: fördert die Entgiftung, reduziert die Infektanfälligkeit, sowie zur allgemeinen Stärkung
- Vegetatives Nervensystem: wirkt beruhigend, fördert das Loslassen von Alltagssorgen
- Kreislauf: fördert die Durchblutung von Organen und Muskeln
Kontraindikationen: Herz-Kreislauf-Beschwerden (insbesondere Herzschwäche), Fieber und andere schwere Allgemeinerkrankungen, Psychopathie und Epilepsie, akute Entzündungen (Wärme kann hier negativ wirken); Vorsicht ist bei offenen Wunden geboten!
Wichtig! Eine höhere Solekonzentration und/oder eine zu niedrige oder zu hohe Badetemperatur belasten einen geschwächten Körper in erhöhtem Maße. Spürbar unangenehm ist eine höhere Solekonzentration auch für Hauterkrankte mit entzündlichen Hautprozessen und bei offenen Wunden. Deshalb sollte man mit einer Salzkonzentration von 1 % beginnen und die Dosis je nach Verträglichkeit langsam steigern.
Durchführung:
Je nachdem, ob man den ganzen Körper oder nur Teilbereiche behandeln will, kann man Solebäder als Teil-, Sitz- oder Vollbad durchführen. Ausschlaggebend sind hier der Behandlungsort, die Indikation, die körperliche und seelische Verfassung, das Alter und die Kosten, da man für ein Wannenvollbad mindestens 1 kg Natursalz bzw. 4 Liter Sole benötigt.
Als Wassertemperatur kommen ca. 36 °C und unter Aufsicht bis 40 °C infrage. Am angenehmsten und für das Herz-Kreislauf-System am wenigsten belastend sind 35-37 °C (das entspricht der Haut- bzw. der Körpertemperatur), da der Körper dadurch nicht überhitzt wird und folglich keine Energie zur Kühlung aufbringen muss. Die Dauer: 20-30 Minuten.
Teil-, Sitz- und Halbbad
Vorteile: weniger belastend für geschwächte Körper als ein Vollbad; geringere Kosten; es sind höhere Solekonzentrationen und gezieltere Anwendungen möglich.
Solekonzentrationen von 1 bis 8 % (für eine 1%-ige Sole gibt man 10 g Natursalz, für eine 8%-ige Sole entsprechend 80 g auf einen Liter Wasser).
Teilbäder eignen sich vor allem für Stellen, die man ohne große Verrenkungen eintauchen kann, wie z. B. Arme, Hände, Ellenbogen oder Füße.
Sitzbäder haben sich bei Genitalbeschwerden der Frau und bei Hämorrhoiden bewährt. Bei einem Halbbad werden die Beine und Füße miteinbezogen.
Vollbad
Wann ist ein Vollbad sinnvoll?
- Bei Hautproblemen, die über den ganzen Körper verteilt sind.
- Wenn man Auswirkungen auf den ganzen Köper erzielen möchte (Entgiftung, bei Störungen des Stoffwechsels und des Säuren-Basen-Haushalts, bei Gelenk-, Muskel- und rheumatischen Beschwerden, Durchblutungsproblemen sowie bei nervösen Störungen).
Die Solekonzentration liegt bei der Heimanwendung bei 1 bis 5 %.
5. Inhalation ohne medizinische Geräte
Altbewährt ist die Wasserdampf-Inhalation mit einem Plastik-Inhalator oder über einem Topf. Die Inhalationsdauer beträgt ca. 10 Minuten; damit der heiße Dampf sich nicht verflüchtigt, sollte man beim Inhalieren über einem Topf, den Kopf mit einem Handtuch bedecken.
Dosierung: pro Liter Wasser werden 10 g Natursalz oder 40 ml gesättigte Sole zugegeben und erhitzt.
Vorsicht! Das Wasser darf bei der Inhalation auf keinen Fall zu heiß sein, da sonst die Gefahr von Verbrühungen und Schleimhautverletzungen besteht.
Kontraindikationen: In seltenen Fällen können sich die Atemwege verengen (Bronchokonstriktion), was zu Atemnot führen kann. Wer unter Lungenbeschwerden leidet, sollte sich deshalb vorsichtig an die optimale Dauer herantasten.
Für die mobile Anwendung gibt es inzwischen auch kleinere Inhalatoren (Salzpfeifen) aus Plastik oder Keramik, in denen man das Natursalz ohne Wasserzugabe (Trockeninhalation) in den Behälter einfüllt. Laut den Herstellern soll über das Mit-dem-Mund-Ansaugen der Salz-Ionen das Mikroklima in Salzhöhlen imitiert werden.
6. Nasenspülungen
Bildquelle: [1. Von Aikhan aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10837259]Das „Kneippen“ der Nase ist eine wirksame Methode, die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammt und seine Wirkung im Bereich des Nasen-, Rachen-, und Stirnhöhlenraums entfaltet. Sie beruht, wie bei der Inhalation, auf die Anfeuchtung der Schleimhäute und auf antimikrobiellen Effekten. Außerdem werden Pollen, Staub und andere Reizstoffe ausgespült.
Die Wirksamkeit einer täglichen Nasenspülung ist durch zahlreiche Studien belegt. Die Indikationen reichen von Allergien, Riechstörungen, Schnupfen, verstopfter Nase bis hin zu chronischen Krankheiten wie Neigung zu Entzündungen der Stirnhöhlen, des Mittelohrs und der Nasennebenhöhlen. Ein wichtiger Nebeneffekt ist die Verbesserung der nasalen Durchgängigkeit.
- erwärmt,
- befeuchtet,
- von Staub, Schmutzpartikeln, Bakterien und Viren befreit, und
- die wichtige Stickstoffmonoxid-Bildung (NO-Bildung) wird stimuliert.
Dies wiederum hat positive Auswirkungen auf Erkrankungen der unteren Atemwege, und die Erhöhung der NO-Rate erweitert die Gefäße, verbessert den Blutfluss und die Sauerstoffversorgung unserer Organe.
Bei chronischen Erkrankungen kann die Nasendusche für einige Wochen 2- bis 3-mal täglich durchgeführt werden. Umstritten ist allerdings eine Dauerbehandlung, da die Salzlösung dem eigenen Immunschutz sozusagen die Arbeit abnimmt und dadurch weniger natürliche Abwehrstoffe produziert werden.[7. T. M. Nsouli et al., „Long-term use of nasal saline irrigation: Harmful or helpful?“, Amer Acad of Allergy, Asthma and Immunol. 2009; Abstract O32.]Die Durchführung einer Nasenspülung ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach ein paar Versuchen klappt es in der Regel.
In der Regel verwendet man dafür ein spezielles, nicht zu großes Kännchen mit einer eigens dafür gestalteten Tülle. Man führt dieses konische Nasenstück mit der Austrittsöffnung in das Nasenloch, mit dem man freier atmen kann, ein. Das dichtet das Nasenloch ab, und indem man den Kopf zur Seite neigt und das Kännchen anhebt, fließt das Wasser durch die Nasengänge und schließlich durch das untere Nasenloch wieder heraus. Anschließend wiederholt man das ganze auf der anderen Seite.
Wichtig: Einige Nebenhöhlen haben keinen Ausgang nach unten. Damit dort kein Wasser zurückbleibt, stellt man sich, nachdem man die Nase ohne Kraftanstrengung „ausgeblasen“ hat, für ca. 60 Sekunden kopfüber; anschließend kann man die Nase nochmals leicht schneuzen.
Dosierung: Verrühren Sie einen gestrichenen Teelöffel Salz in einem halben Liter warmem Wasser (das entspricht einer 0,9%-igen, isotonischen Lösung).
Kontraindikationen: bei Verletzungen, operativen Eingriffen, fieberhaften Erkrankungen im Bereich des Nasenraums und bei Daueranwendung sollte ein Arzt befragt werden.
7. Wickel und Kompressen
Abb.: Ganzkörperwickel von Maximilian Bircher-Benner um 1910.
Auch Wickel sind eine Kombination aus Hydro- und Wirkstofftherapie, die vor allem durch die Naturheilkundler Vinzenz Prießnitz, Maximilian Bircher-Benner und Pfarrer Sebastian Kneipp verbreitet und systematisch weiterentwickelt wurden.
In der Regel bestehen Wickel aus 2 bis 3 Lagen:
- einem gut durchfeuchteten Innentuch als Träger der Wirkstoffe (z. B. Beispiel Geschirr-, Bett-, Hals- oder Wolltücher, Mullbinden, Kniestrümpfe, Unterhemden, Handschuhe)
- einem trockenen Zwischentuch, das die Feuchtigkeit aufsaugt, aber nicht unbedingt benötigt wird (z. B. dünne Handtücher), und
- einem Außentuch, das das ganze fixiert und die Temperatur hält (z. B. dicke Handtücher, Wolldecken, Bademäntel, Rohwolle).
Als Materialien eignen sich atmungsaktive und waschbare Naturfasern wie Baumwolle und Leinen, letzteres am besten für kalte Wickel. Außerdem sollte man darauf achten, dass zumindest das Innentuch keine Textilgifte oder Pflanzenschutzmittel enthält.
Je nach Beschwerdebild kommen kalte oder warme Wickel zum Einsatz. Beide Arten profitieren von der großen Wärme- und Kälteleitfähigkeit von Wasser. Feuchte Wickel wirken dadurch intensiver als trockene.
- Warme Wickel erhöhen die Durchblutung des Gewebes unmittelbar, dadurch kommt es zu einer besseren Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff, Nähr- und Abwehrstoffen. Außerdem wirkt die Wärme auf Muskulatur und Organe entkrampfend und lösend.
- Kalte Wickel bremsen zunächst die Durchblutung des Gewebes und senken die Gewebetemperatur. Kälteanwendungen werden deshalb in der Regel dort angewendet, wo (zuviel) Hitze das Problem ist: bei warmen und „roten“ Erkrankungen, Entzündungen, Sonnenbrand, Fieber und eher akuten Schmerzen.
Dosierung
Bei offenen Wunden: Solekonzentration max. 1 %.
Bei sonstigen Beschwerden: Solekonzentration zwischen 3 und 10 %.
Alternativen zu Wickeln
Hautfreundliche Pflaster mit getränkter Wundauflage auf die zu behandelnden Stellen kleben. Verbandsmaterial in Form von Gaze, Kompressen, Wundtamponade oder Nasentamponade, warme oder kalte Salz-Leinensäckchen.
8. Einreibungen
Eine Sole-Einreibung ist die schnellste Art der Hautbehandlung, da die Salzlösung einfach mit der Hand auf der gewünschten Stelle verteilt wird. Alternativ kann man das Salz in einer Creme oder Bodylotion auflösen, auf die Haut auftragen und ganz normal einziehen lassen.
Dosierung
Bei offenen Wunden: Solekonzentration von max. 1 %.
Bei sonstigen Beschwerden: Solekonzentration zwischen 3 und 10 %.
Nach etwa 20 Minuten Einwirkzeit mit klarem Wasser abspülen.
9. Peelings
Peeling (engl. to peel = schälen, pellen) ist eine Hautbehandlung, bei der eine oder mehrere Hautschichten chemisch oder mechanisch abgetragen werden. Bei der Verwendung von Salz werden abgestorbene Hautzellen und Verunreinigungen durch kreisende und rubbelnde Bewegungen entfernt. Außerdem werden die Durchblutung und der Hautstoffwechsel angeregt, wodurch die Salzmineralien besonders gut aufgenommen werden. Die Behandlung erfolgt am besten nach dem Duschen, Baden, Saunieren oder Dampfbaden, da das warme Wasser die Hautporen öffnet und die Haut dadurch weicher und geschmeidiger ist. Nach dem Peeling lässt man die Salzpartikel noch etwa 5 Minuten einwirken, anschließend wird die Haut mit klarem Wasser gründlich abgewaschen.
Dosierung
Eine gesättigte Sole ist für die empfindliche Haut am besten geeignet. Unempfindliche Hautpartien können mit grobem Natursalz, das man trocken auf die nasse Haut gibt, abgerieben werden. Die Kristalle sind scharfkantig, das Peeling ist dadurch effektiver.
10. Badewasser mit ätherischen Ölen und Salz
Ätherische Öle sind fett-, aber nicht wasserlöslich. Dadurch verflüchtigen sie sich sehr schnell und sind also für einen Einsatz in purer Form ungeeignet. Deshalb benötigt man einen Emulgator, und hierzu ist u. a. auch Salz geeignet.
Dosierung
3 EL Natursalz und 8-12 Tropfen „100 Prozent reines ätherisches Öl“ (auf diese Bezeichnung achten!) in eine Schüssel geben und mit einem Mörser oder einem anderen geeigneten Gerät vermischen. Danach sofort ins Wasser geben.
11. Zahn- und Mund- und Rachenpflege
Zahncremes, die Salzsole oder Salz enthalten, gibt es von verschiedenen Herstellern. Verschiedentlich liest man aber, dass Salz den Zahnschmelz angreifen würde. Zumindest bei einem intakten Zahnschmelz lässt sich dies durch die Mohs`sche Härteskala* leicht widerlegen. Die Härte wird durch das Reiben zweier Mineralien gegeneinander bestimmt und besagt, dass sich nur Substanzen mit einer geringeren relativen Härte ritzen lassen. Kochsalz hat auf der zehnstufigen Skala den Härtegrad 2** , Zahnschmelz hingegen 5-8.
*nach dem deutsch-österreichischen Mineralogen Friedrich Mohs (1773-1839)
**Erweiterte Mohshärte: 1 – Talk; 2 – Gipsspat, Steinsalz; 3 – Calcit; 4 – Fluorit, Dolomit; 5 – Apatit, weicher Stahl; 6 – Orthoklas, Tafelglas; 7 – Quarz, Bergkristall; 8 – Topas; 9 – Korund, gehärteter Stahl; 10 – Diamant.
Für die Plaqueentfernung reicht die Schleif-, Polier- und antibakterielle Wirkung der Salzputzkörper aber aus, und die antimikrobielle Wirkung von Salz schützt die Zähne und den Zahnhalteapparat.
Die Deutsche Monatsschrift für Zahnheilkunde schreibt im Band 26 von 1908 auf Seite154:
Allveolarpyorrhöe* mit Kochsalz behandelt.
In einem Falle, der viele Jahre in der Behandlung getrotzt hatte, wurde nach Verlust mehrerer Zähne Heilung durch den Gebrauch von Kochsalz erzielt, das mehrmals täglich in die Taschen hineingearbeitet wurde, wobei auch Salz auf die Bürste zum Zähneputzen verwendet wurde. Das Zahnfleisch wurde fest und gesund und die lockeren Zähne fest genug, dass sie eine Brücke tragen konnten. E. H. Allan. In Dent. Review.
* entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates (Paradontitis, veraltet Parodontitis marginalis)
Salzsole zur Mineralisierung des Mundraums
Speichel spielt für die Zahngesundheit eine zentrale Rolle. Er sorgt für das ökologische Gleichgewicht der Mikroflora in der Mundhöhle, hemmt Bakterien, mineralisiert die Zähne und sorgt für einen ausgeglichenen pH-Wert. Dabei spielen Mineralien eine wichtige Rolle, denn wenn die Mineralienverluste durch zahnschädigende Lebensmittel nicht kompensiert werden, entstehen Löcher – und das sind wiederum ideale Lebensbedingungen für Bakterien, die den Zahnverfall zusätzlich beschleunigen.
Betrachtet man die Zusammensetzung des Speichels, enthält er viele Bestandteile, die man auch in Natursalz und vor allem in einer mit Mineralien angereicherten Salzmischung findet.
Anorganische Bestandteile |
Konzentration in mmol |
Natrium |
6–26 |
Chlorid |
17–29 |
Kalium |
14–32 |
Calcium |
1–2 |
Magnesium |
0,2–0,5 |
Ammonium |
1–7 |
Phosphat |
2–23 |
Bikarbonat |
2–30 |
Eisen |
0,0005–0,005 |
Zinn |
0,1–0,2 |
Quelle: nach Jean-Francois Roulet, Susanne Fath und Stefan Zimmer,
Lehrbuch Prophylaxeassistentin, Urban & Fischer (2006), S. 40.
Anwendung, Dosierung
Für die Hygiene der Zähne gibt man entweder eine gesättigte (26%-ige) Sole oder gemahlenes Natursalz auf die Zahnbürste.
Diese Konzentration kann auch zum Spülen des Mundraums verwendet werden. Dabei wird die Sole im Mund hin und her bewegt und durch die Zähne gezogen.
Bei Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Hals- oder Mandelentzündungen wirkt die Salzsole abschwellend und desinfizierend auf die Schleimhaut. Dazu mehrmals täglich mit einer 2%-igen Lösung gurgeln: Nehmen Sie dazu einen halben Teelöffel Salz auf eine Tasse lauwarmes Wasser.
Gurgeln Sie nach Möglichkeit mehrere Minuten lang. Für Kleinkinder ist diese Anwendung aber nicht geeignet, da die Gefahr besteht, dass sie die Sole herunterschlucken.
12. Anreicherung der Sole mit weiteren Mineralien
Eine Sole mit unraffiniertem Natursalz zuzubereiten ist zwar die einfachste Lösung, aber ist sie auch die Beste? In Anbetracht der in diesem Buch aufgezeigten Wechselwirkungen sind unsere Hauptelemente Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium nicht nur als Einzelelemente unverzichtbar, sondern auch als Elementemix.
Gemeinsam regulieren sie den Wasserhaushalt, die Durchlässigkeit und Stabilität der Zellmembran, die Nerven- und Muskeltätigkeit, die Natrium-Kalium-Pumpe als Energiegeber, den Blutdruck, den Aufbau des Bewegungsapparats, den Säuren-Basen-Haushalt, die Herztätigkeit und gemeinsam benötigen wir sie auch zur Gesunderhaltung und als positive Impulse bei Krankheiten.
Die untere Grafik, aus einer wissenschaftlichen Veröffentlichung des Instituts für Biomedizin der Universität Helsinki (Finnland) verdeutlicht noch einmal, warum die Reduktion von Natrium und die höhere Zufuhr anderer Mineralien der richtige Weg ist.
Die Wissenschaftler kommentieren: „In Anbetracht der vielen und komplexen Wechselwirkungen zwischen Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium in der Körperphysiologie kann man leicht erkennen, dass man alle Abweichungen vom optimalen Level gleichzeitig korrigieren sollte, um einen optimalen Effekt zu erzielen.“
Quelle (Grafik und Zitat): Heikki Karppanen, Eero Mervaala, „Why and how to implement sodium,
potassium, calcium, and magnesium changes in food items and diets?” Journal of Human Hypertension (2005) 19, S10-S19.
Wie kann man selbst eine solche Sole herstellen?
Zunächst muß man darauf achten, dass die Mineralien in einem Verhältnis zueinander stehen,
- das eine gute biologische Verwertbarkeit ermöglicht und
- positive Wechselwirkungen erzeugt.
Beispiele:
- Calcium zu Magnesium – 2:1 oder 3:2
- Calcium zu Phosphor – 1:1
- Kalium zu Natrium – 1:1 bis 2:1 (maßgeblich hierfür sind die positiven Ergebnisse der DASH-Studie)
- Zu viel Natrium senkt die Magnesiumresorption und steigert die Calciumausscheidung.
- Kalium verbessert die Magnesiumresorption.
- Magnesiummangel kann zu Kalium- und Calciummangel führen.
- Kalium benötigt Magnesium, damit es vom Darm in ausreichender Menge aufgenommen werden kann.
Leider gibt es keine natürliche Sole, die auch nur annähernd eine solche Mineralienzusammensetzung aufweist. Deshalb ist es sinnvoll, als Basis eine Natursole zu verwenden und sie mit weiteren Mineralien anzureichern und dabei auf ein ausgewogenes Mischungsverhältnis zu achten. Dies erfordert allerdings sehr viel Erfahrung; es ist deshalb sinnvoll, sich im Handel eigens zu diesem Zweck zubereitete Produkte zu besorgen.
Bezugsquelle: wird noch ergänzt
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