1. Auslöser und Ursachen die zu Mangelerscheinungen führen können
Grundsätzlich gibt es sechs mögliche Auslöser, die zu Mangelerscheinungen führen können:
- Genetische Faktoren
- Ernährungsbedingte Faktoren
- Die Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt ist gestört (Absorptionsstörungen).
- Die Ausscheidung ist erhöht (u. a. durch Rückresorptionsstörungen der Nieren).
- Der Bedarf bzw. der Verbrauch ist durch Risikofaktoren erhöht.
- Die Wirkung ist durch einen Mangel bzw. einen Überschuss eines anderen Vitalstoffs nur unzureichend.
Die folgende Aufstellung listet mögliche Ursachen auf, die zu einer Mangelsituation führen können. Meist handelt es sich dabei nicht um ein plötzlich eintretendes Ereignis, sondern es ist die Folge von lang andauernden Ernährungsfehlern, Krankheiten oder hohen Belastungen.
Genetische Faktoren |
Kalium- |
Magnesium- |
primäre und renale |
x |
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Ernährungsbedingte Faktoren |
Kalium- |
Magnesium- |
industriell vorgefertigte Lebensmittel |
x |
x |
kochen, wässern von Lebensmitteln |
x |
x |
Abmagerungsdiäten |
x |
x |
künstliche Ernährung |
x |
x |
Alkohol |
x |
x |
säurebildende Ernährung (z. B. sehr hoher Anteil |
x |
x |
Einnahme von Fettblockern |
x |
|
koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Cola und Energy-Drinks |
x |
x |
Lakritzkonsum |
x |
|
Kochsalzkonsum |
x |
|
zu geringe Flüssigkeitaufnahme |
x |
|
Resorptionsstörungen, erhöhte Ausscheidung, höherer |
Kalium- |
Magnesium- |
Alkalose und Azidose |
x |
|
Magensäure, Magensaftmangel |
x |
x |
Erkrankungen und |
x |
x |
chronische |
x |
|
Überfunktion der Nebennierenrinde |
||
Cushing-Syndrom |
x |
|
Vergiftung mit Barium |
x |
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Insulinmangel |
x |
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Schilddrüsenunterfunktion |
|
x |
Magnesiummangel |
x |
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Mangel an Vitamin B1, |
x |
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überhöhte Zufuhr an Eisen, Calcium, |
|
x |
Natriumüberschuss |
x |
x |
zu niedriger Eiweißanteil |
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x |
häufiges Erbrechen und |
x |
x |
Schwangerschaft, |
x |
x |
Leistungssport, große |
x |
x |
Stressbelastungen |
x |
x |
medikamentenbedingt (Langzeiteinnahme) |
Kalium- |
Magnesium- |
harntreibende |
x |
x |
abführende Medikamente (Laxantien) |
x |
x |
diabetische Entgleisung bei |
x |
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Digitalispräparate |
x |
x |
Magensäureblocker |
x |
x |
Antibiotika |
x |
x |
Acetylsalicylsäure |
x |
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ACE-Hemmer |
x |
|
Lipidsenker |
x |
x |
krankheits- und stoffwechselbedingt |
Kalium- |
Magnesium- |
schwere Verbrennungen und |
x |
x |
entzündliche Prozesse, |
x |
|
Tumorerkrankungen |
x |
x |
Alkoholismus |
x |
x |
Diabetes |
x |
x |
Bluthochdruck |
x |
x |
erhöhte Blutfettwerte |
x |
|
Muskelzittern und -krämpfe |
x |
x |
psychische und |
x |
x |
Hörsturz, Tinnitus, |
x |
|
Nieren- oder Blasensteine |
x |
x |
Kopfschmerz, Migräne |
x |
x |
Osteoporose, |
x |
x |
Störungen des |
x |
x |
Aktuelle Ernährung: mehr Natrium und dafür weniger Kalium und Magnesium
Salz wird in hohem Maße zugesetzt, aber was ist mit den anderen Mineralien? Herrscht hier ein Mangel, trotz einer unbegrenzter Auswahl von Lebensmitteln?
Wir werden nicht nur geboren durch unsere Mutter, sondern auch durch unsere
Mutter Erde, die mit jedem Mundvoll Nahrung täglich Einzug in uns hält.
Paracelsus (1493-1541)
In Kurzform:
Du bist, was du isst.
Ludwig Feuerbach (1804-1872)
Unsere modernen Anbau-, Verarbeitungs- und Ernährungsgewohnheiten führen bei vielen Menschen dazu, dass wir trotz reichhaltiger Zufuhr an einem Vitalstoffmangel leiden. Dies trifft auch auf Kalium und Magnesium zu.
Hohe Verluste durch Wasch-, Einweich- und Kochprozesse
Anders als Natrium werden Kalium und Magnesium den Lebensmitteln nicht nachträglich zugesetzt. Je nach Art der Nahrungsmittelzubereitung kommt es aufgrund der Wasserlöslichkeit zu hohen Verlusten.
Kalium:
- Grillen von Fleisch: 10%
- Kochen von Fleisch: 40-55%
- Dämpfen, Dünsten von pflanzlichen Lebensmitteln: 15-30%
- Kochen von pflanzlichen Lebensmitteln: 35-50%
Magnesium:
- Grillen von Fleisch: 10%
- Kochen von Fleisch: 40-55%
- Dämpfen, Dünsten von pflanzlichen Lebensmitteln: 10-20%
- Kochen von pflanzlichen Lebensmitteln: 25-50%
Auch das Entfernen der Randschicht und des Keims bei Getreide sind Mineralstoffkiller
Magnesiumgehalt:
- Weizenvollkornmehl: 124,0 mg/100 g
- Weizenmehl Type 405: 20,0 mg/100 g
Kaliumgehalt:
- Weizenvollkornmehl: 337,0 mg/100 g
- Weizenmehl Type 405: 108,0 mg/100 g
Dass der Mineraliengehalt mit dem sogenannten Ausmahlungsgrad sinkt, ist den meisten Verbrauchern bekannt. Deshalb findet man bei jedem Bäcker auch dunklere Brot- und Brötchensorten. Oft sind dies allerdings potemkinsche Dörfer, die uns falsche Tatsachen vorspiegeln. Spezielle Backverfahren und die Verwendung von Zutaten wie Malzsirup, Karamelsirup, Malzextrakt und Zuckerkulör trimmen das Brot auf die gewünschte dunkle Färbung.[191. Dienstleistungszentren Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz, „Dunkles Brot ist nicht immer Vollkornbrot. Über die Verwendung von Malzextrakt und Zuckerkulör“, Internet: http://www.dlr.rlp.de (Stand: 06.2011).]
Geringer Mineralstoffgehalt in den Böden
Katastrophen schaffen Bewusstsein für Veränderungen. In den 1970/80er Jahren waren es das Wald- und das Fischsterben sowie schwermetallbelastete Lebensmittel, die zu schärferen Umweltgesetzen führten; 2011 die Katastrophe in Fukushima.
Man darf dabei aber eines nicht vergessen: Böden haben ein „langes Gedächtnis“, bestehende Umweltbelastungen sind also immer die Folge meist jahrzehntelanger Umweltsünden. Noch immer befinden sich in vielen Anbauflächen Schwermetalle, noch immer sind viele übersäuert, und noch immer kommen neue Schadstoffe hinzu.
Die Folgen:
- Durch Schwermetalle verringert sich der Mineraliengehalt in den oberen Schichten der Böden.
- Basische Mineralien wie Kalium und Magnesium müssen sich zum Ausgleich des Säuren-Basen-Gleichgewichts in den Böden„opfern“.
- Mangelhafte oder falsche Düngung* und intensive Nutzung der Böden führen zusätzlich zu einer Entlaugung der Böden.
Da sich dies in der Nahrungskette fortsetzt, enthalten nicht nur pflanzliche, sondern auch tierische Lebensmittel weniger Mineralstoffe und Spurenelemente als früher (wo nichts ist, kann auch das Nutztier nichts holen).
2. Wie lässt sich ein Kalium- und Magnesiummangel feststellen?
Leider ziehen viele Therapeuten bei einer Untersuchung einen Mineralienmangel nicht in Betracht, obwohl die Zusammenhänge augenfällig sind.
Schulmedizinisch hat der Arzt die Möglichkeit, Kalium- und Magnesiumwerte im Blutserum, im Blutplasma oder im Urin zu bestimmen. Das Problem: Die beiden Mineralien befinden sich zu fast 100 % innerhalb der Zelle, und die intrazelluläre Situation wird durch diese Meßmethoden nicht erfasst.
Der Säuren-Basen-Spezialist Hans-Heinrich Jörgensen umschreibt dies folgendermaßen:
Die Blutuntersuchung ist eine Blitzlichtaufnahme, die zwar hinsichtlich bestimmter Herzrhythmusstörungen einen Aussagewert hat, nichts jedoch über die Versorgungslage mit den essentiellen Mineralien aussagt.[192. Hans-Heinrich Jörgensen, „Das fröhliche Molekül. Biochemie der Mineralstoffe“, Teil 3, Internet: http://www.nam.de/molek3.htm (Stand: 01.2011).]
Quelle: nach einer Grafik der GanzImmun AG
Beispiel: Sie gehen zum Arzt und lassen ihren Magnesium-Spiegel bestimmen. Der Normalwert im Blutserum liegt zwischen 0,7 und 1,05 mmol pro Liter Blut. Der Befund: über 0,7 mmol – und damit alles im normalen Bereich.
Doch das kann trügerisch sein. Sinkt durch einen Magnesiummangel der Spiegel im Blut, wird zum Ausgleich auf die Knochendepots zurückgegriffen. Das heißt, der Normalwert an der unteren Grenze vermittelt oft ein Sicherheitsgefühl, das der realen Situation nicht entspricht. Die Knochenentkalkung kann man vergleichen mit einem Auto, das auf Reserve fährt. Die ersten 50 Kilometer scheint alles ganz normal, doch dann hat man plötzlich das Dilemma.
Aussagekräftigere Methoden sind:
Verlauf der Herzkurve: Die Herzkurve verändert sich bei schwerem Magnesiummangel. Hinweise sind Rhythmusstörungen und eine abgeflachte T-Welle.
Haarmineralstoff-Analyse (HMA): Da sich ein Mineralienmangel auch im Haar niederschlägt, kann man aus den Analyseergebnissen Rückschlüsse auf die Mineraliensituation des Körpers ziehen. Voraussetzung: korrekte Probenentnahme und Analyse. Auch muss berücksichtigt werden, ob die Haare getönt bzw. gefärbt sind.
Vollblut-Mineralstoffanalyse: Hierbei wird nach der Blutentnahme nicht nur die Blutflüssigkeit (Serum) untersucht, sondern auch der Mineraliengehalt der Blutzellen (Erythrozyten) berücksichtigt.
Magnesium-Loading-Test: Der Magnesium-Loading-Test misst das Ausmaß der Magnesiumausscheidung über den Urin nach intravenös verabreichtem Magnesium. Hält der Körper viel Magnesium zurück, kann man davon ausgehen, dass ein Magnesiummangel vorliegt.
Pufferkapazität des Blutes: Die Pufferkapazität des Blutes wird vor allem in der alternativen Heilkunde gemessen. Eine Methode, die auch die kalium- und magnesiumabhängige intrazelluläre Übersäuerung erfasst, ist die Säuren-Basen-Messung nach Jörgensen. Hierbei wird dem abgenommenen Blut tropfenweise Salzsäure hinzugefügt. Sinkt der pH-Wert schnell, ist die Pufferkapazität gering. Hat das Blut dagegen genügend basenbindende Substanzen, dauert es relativ lange, bis sich der Blut-pH-Wert in Richtung sauer verändert – die Pufferkapazität des Blutes ist also hoch.
Wie, wer und wann sollte man mehr Magnesium und Kalium zu sich nehmen?
Zunächst muss geklärt werden, ob Nebenwirkungen auftreten können. Grundsätzlich wird die Höhe der Aufnahme dieser Mineralen in den Organismus durch den Bedarf geregelt. Bei Magnesium werden zu hohe oral aufgenommene Mengen überhaupt nicht in den Blutkreislauf eingeschleust, sondern mit dem Stuhl ausgeschieden.
Bei Kalium liegt der Fall etwas anders: Fast die gesamte zugeführte Kaliummenge ( ≥ 90 %) wird über den Dünndarm in den Organismus eingeschleust. Gesunde Nieren bieten aber eine sehr große Sicherheitsreserve, um Überschüsse auszuscheiden. Bei Kalium sind es 15 Gramm täglich, was einer Verzehrmenge von über 3,8 Kilogramm frischer Bananen entspricht.
Eine Mangelversorgung hingegen geht immer zu Lasten der Knochen- oder Zellreserven. Das bedeutet, dass eine Überversorgung nur in den seltensten Fällen eine Gefahr birgt, während sich eine langjährige Unterversorgung dramatisch auswirken kann.
Immer mehr Fachleute fordern deshalb nicht nur höhere D-A-CH-Referenzwerte, sondern auch eine Neubewertung der gängigen, aber unsicheren Serum-Diagnostik. Sie plädieren für einen größeren Sicherheitspuffer und damit für die Anhebung der unteren Grenze.
3. Gibt es einen Magnesiummangel in der Bevölkerung?
Die folgende Tabelle zeigt die Häufigkeit von Magnesiummangel in Deutschland, bezogen auf die D-A-CH-Referenzwerte; die Daten basieren auf der Nationalen Verzehrsstudie II, durchgeführt in den Jahren 2005 und 2006.
|
Personen |
|
Alter |
Männer |
Frauen |
14-18 |
41,5 % |
56,4 % |
19-24 |
40,9 % |
38,3 % |
25-34 |
21,6 % |
26,5 % |
35-50 |
17,8 % |
21,8 % |
51-64 |
23,7 % |
21,6 % |
65-80 |
33,9 % |
34,2 % |
Wie man sieht, ist ein Magnesiumdefizit ein relativ häufiges Problem. Die Werte lägen noch höher, wenn man die US-amerikanischen Referenzwerte (Recommended Dietary Allowance, RDA) für die empfohlene Tageszufuhr heranziehen würde.
Dietary Reference Intakes (DRIs), USA |
D-A-CH-Referenzwerte (2000) |
||||
Alter |
Frauen |
Männer |
Alter |
Frauen |
Männer |
1-3 |
80 |
80 |
1-4 |
80 |
80 |
4-8 |
130 |
130 |
4-7 |
120 |
120 |
9-13 |
240 |
240 |
7-10 |
170 |
170 |
14-18 |
360 |
410 |
10-13 |
230 |
250 |
|
|
|
13-15 |
310 |
310 |
|
|
|
15-19 |
350 |
400 |
19-30 |
310 |
400 |
19-25 |
310 |
400 |
31-50 |
320 |
420 |
25-51 |
300 |
350 |
51-70 |
320 |
420 |
51-65 |
300 |
350 |
> 70 |
320 |
420 |
> 65 |
300 |
350 |
Schwangerschft |
360-400 |
|
Schwangerschaft |
310 |
|
Stillzeit |
320-360 |
|
Stillzeit |
390 |
|
Referenzwerte spiegeln nicht den Bedarf von Risikogruppen wieder
Dies ist ein weiteres Problem, das oft nicht bedacht wird. Die Empfehlungen gelten für gesunde Personen in Mitteleuropa.
Sie berücksichtigen nicht
- Krankheiten, Stoffwechselstörungen und regelmäßigen Medikamentenkonsum
- einen höheren Bedarf durch außergewöhnliche Belastungen wie Stress und große körperliche Anstrengung
- die altersbedingt nachlassende Magnesium- und Kalium-Aufnahme über den Darm und die geringere Rückresorption über die Nieren*.
* Die Rückresorption von Mineralien durch die Nieren ist für unser Überleben unverzichtbar. Überschüsse werden relativ rasch über den Urin ausgeschieden. Bei einem Mangel werden die Mineralien zurückgewonnen und die Ausscheidung gedrosselt. Dadurch steht uns nach Dr. Sighart Golf z. B. etwa 20-mal mehr Magnesium am Tag zur Verfügung, als wenn wir es allein über die Nahrung zuführen müssten.
Der beim Deutschen Grünen Kreuz (DGK) tätige Physiologe Rüdiger Schmitt und die Ärztin Simone Homm, die Medizin, Psychologie und Sportwissenschaft studiert hat, kommen nach Auswertung von 5.000 wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu folgendem Schluss:
Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurde die Wirkung von Vitaminen definiert als Vorbeugung bzw. Therapie weniger Mangelkrankheiten: Als Folge davon wurde für die meisten lebenswichtigen Vitalstoffe ein Minimalwert festgelegt, mit dem sich die klassischen Mangelkrankheiten, z. B. Skorbut oder Pellagra, gerade eben vermeiden lassen. Dieser Minimalwert wurde schließlich kurzerhand zur Optimaldosis erklärt. Die biologisch und biochemisch unsinnige Fehleinschätzung, die Aufgabe von Vitalstoffen sei mit der Vermeidung ihrer eigenen Mangelerkrankungen erschöpft, hat Auswirkungen bis in die heutige Zeit.[193. Rüdiger Schmitt, Simone Homm, Handbuch Anti-Aging & Prävention. Die wichtigsten Forschungsergebnisse. Die sinnvollsten Gesundheitsstrategien. Die wirksamsten Praxistipps, Verlag im Kilian, 2008.]Typische Symptome für einen Magnesiummangel*:
- Unkonzentriertheit, innere Unruhe und/oder Aufgeregtheit, Angst, Depressivität
- leichte Ablenkbarkeit, wodurch man ständig von einer Aktivität zur anderen wechselt, ohne dass man ein Projekt, eine Arbeit oder eine Lernaufgabe komplett zu Ende zu bringt
- Sensibilität gegenüber Stress, Leistungsdruck, Lärm
- Muskelzittern bzw. Missempfindungen wie kalte Füsse, unangenehmes Kribbeln (als ob Ameisen über die Haut laufen würden), Jucken oder Taubheitsgefühl (Parästhesien)
- häufige Krämpfe in Waden, Händen, der Kaumuskulatur und inneren Organen wie Magen, Darm oder Blase
- Kopfschmerzen (auch nach Alkoholgenuss), Kopfdruck, Migräne, Schwindel, Benommenheit
- schnelle Erschöpfung, Muskelmüdigkeit, hohes Schlafbedürfnis ohne echte Erholung nach dem Schlaf
- Bluthochdruck
- Herzrasen, verbunden mit Atemnot und Angst
- Herzrhytmusstörungen
- Zahnfleischprobleme und frühzeitige Zahnverluste
- Regelbeschwerden wie Krämpfe im Unterleib oder verkrampfte Brustmuskulatur
* Quelle: erweitert nach einer Aufstellung der Selbsthilfeorganisation Mineralimbalancen e. V.
Magnesium hat außerdem eine stuhlregulierende Wirkung bei Verstopfung – es macht den Stuhl weicher und hat bei höheren Zufuhrmengen eine leicht abführende Wirkung.
Wer und wieviel Magnesium?
Die folgende Aufstellung wurde erweitert nach Prof. Dr. sc. nat. Dr. med. D.-H. Liebscher von der Selbsthilfeorganisation Mineralimbalancen e. V.. Nach Liebscher haben vier Gruppen einen erhöhten Bedarf an Magnesium, der sich unter Streßbedingungen noch weiter erhöhen kann (die Zahlen gelten für Deutschland; Einwohnerzahl: 81,8 Millionen):
Gruppe A: 0,1 % der Bevölkerung (81.800) benötigen aufgrund einer schweren Magnesiummangeltetanie (angeborene Magnesiumverlusterkrankung) sehr hohe zusätzliche Mengen (900-1200 mg/Tag).
Gruppe B: 1 % der Bevölkerung (818.000) benötigen aufgrund einer leichten Magnesiummangeltetanie hohe zusätzliche Mengen (600-900 mg/Tag).
Gruppe C: 10 % der Bevölkerung (8,18 Millionen), benötigen aufgrund von Krankheiten und medikamentenbedingten Verlusten eine zusätzliche Menge von 300 bis 600 mg/Tag. Dazu zählen u. a.: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Herzschwäche, Herzrasen (Tachykardie), Herzrhythmusstörungen, Diabetes mellitus, Migräne/Kopfschmerzen, Tinnitus, Depressionen, ADHS, Osteoporose, stressbedingte Krankheiten, Magen-, Darm- oder Nierenprobleme.
Gruppe D: 50 % der Bevölkerung (40,9 Millionen) könnten ihre Leistungsfähigkeit mit einer zusätzlichen Menge von 300 mg/Tag steigern.
Diagnostisch: Anhebung der unteren Grenze des Serum-Magnesium-Spiegels von 0,7 auf 0,8-0,9 mmol/l.
4. Gibt es einen Kaliummangel in der Bevölkerung?
Für einen Kaliummangel sind vor allem folgende Punkte relevant:
- Der Bedarf bzw. der Verbrauch ist durch Risikofaktoren erhöht.
- Die Verwertung ist durch einen Mangel oder einen Überschuss eines anderen Vitalstoffs nur unzureichend.
Kochsalz wird zwar schon ein paar Jahrtausende als Konservierungs- und Geschmacksstoff genutzt. Vergleicht man aber unsere Blutbahnen mit einer Autobahn, hatten wir in unserer Evolution sechs Millionen Jahre lang nur ein halbes Kochsalzfahrzeug (0,5 Gramm/Tag).
In den letzten 10.000 Jahren stieg der Anteil auf zehn Kochsalzfahrzeuge an – also um das 20-fache![194. „Salz – die unterschätzte Gefahr“, Kurzfilm: Prof. Dr. Hans Oberleithner klärt auf, Internet: http://www.allianz-fuer-wissenschaft.de/kurzfilm-von-hans-oberleithner-salz-die-unterschaetzte-gefahr (Stand: 10.2014)]Dennoch glauben unsere Ernährungshüter (z. B. die DGE) doch tatsächlich, dass wir heute dreimal mehr Natrium wie Kalium benötigen würden. Eine wissenschaftliche Begründung liefern sie nicht, und nach ihrer Meinung sind die von ihnen festgesetzten Referenzwerte „unverzichtbare Grundlage für alle Ernährungsfachkräfte in Wissenschaft, Forschung, Ernährungsberatung und Industrie“. Daher liest man quer durch die Literatur und im Internet, dass ein Kaliummangel nur sehr selten vorkommen würde.
Das Fatale am Natrium wiederum ist, dass der Körper mit aller Macht versucht, ein Überangebot über Nieren und Blase auszuscheiden und dabei auch das Kalium verliert.
Im Klartext heißt das:
- zu viel Natriumstress (Überstimulation)
- zu wenig Kaliumanregung (Unterstimulation)
- ein gestörtes Natrium-Kalium-Gleichgewicht (bei voneinander abhängigen Stoffwechselprozessen)
|
Personen |
|
Alter |
Männer |
Frauen |
14-18 |
7,0 % |
16,9 % |
19-24 |
6,3 % |
13,9 % |
25-34 |
4,9 % |
8,3 % |
35-50 |
3,5 % |
6,6 % |
51-64 |
2,8 % |
5,7 % |
65-80 |
3,5 % |
8,8 % |
Das sieht im Vergleich zum Magnesiummangel relativ gut aus. Stellt man aber die offiziellen Zufuhrempfehlungen für Kalium denen der USA (gemeinsame Empfehlungen des Food and Nutrition Board, des Institute of Medicine und der National Academies) gegenüber, ergibt sich ein völlig anderes Bild.
Dietary Reference Intakes (USA)* (Schätzwerte für eine ausreichende Zufuhr**) |
D-A-CH-Referenzwerte (Schätzwerte für eine minimale Zufuhr) |
||
Alter |
Kalium (mg/Tag) |
Alter |
Kalium (mg/Tag) |
0-6 Monate |
400 |
0-4 Monate |
400 |
7-12 Monate |
700 |
4-12 Monate |
650 |
1-3 Jahre |
3000 |
1-4 Jahre |
1000 |
4-8 Jahre |
3800 |
4-7 Jahre |
1400 |
9-13 Jahre |
4500 |
7-10 Jahre |
1600 |
14 Jahre und älter |
4700 |
10-13 Jahre |
1700 |
13-15 Jahre |
1900 |
||
15-19 Jahre |
2000 |
||
19-25 Jahre |
2000 |
||
25-51 Jahre |
2000 |
||
51-65 Jahre |
2000 |
||
> 65 Jahre |
2000 |
||
Schwangerschaft |
– |
Schwangerschaft |
– |
Stillzeit |
5100 |
Stillzeit |
– |
* National Academy of Sciences, Institute of Medicine. Food and Nutrition Board, „Dietary Reference Intakes: Recommended Intakes for Individuals“. [195. National Academy of Sciences, Institute of Medicine. Food and Nutrition Board, „Dietary Reference Intakes: Recommended Intakes for Individuals“, Internet: http://www.dsld.nlm.nih.gov/dsld/docs/Dietary_Reference_Intakes_Recommended_Intakes_for_Individuals.pdf (Stand: 10.2014).]** Adequate Intake (AI)
Warum sind die Referenzwerte der USA höher?
Der Grund für die doch recht großen Unterschiede liegt in der anderen Bewertung von Kalium. Sie berücksichtigen Forschungsergebnisse, die sich mit der präventiven Wirkung von Nahrungsbestandteilen befasst haben. Bei Kalium sind es die nachgewiesenen Wirkungen auf das geringere Risiko von Natriumnebenwirkungen wie Bluthochdruck, Nierensteinbildung und Knochenschwund, die den Ausschlag für eine beträchtlich höhere Empfehlung gaben.[196. U. S. Department of Agriculture, „Dietary Guidelines for Americans 2010“, Kapitel 4, S. 40, Internet: http://www.health.gov/dietaryguidelines/dga2010/DietaryGuidelines2010.pdf (Stand: 06.2011). ]
Damit ergibt sich bei der Versorgungssituation ein neues Bild
Typische Symptome für einen Kaliummangel
Wie bei Magnesium liegen die Anzeichen für einen Kaliummangel im Bereich der Nerven, der Muskeln, der Vitalität und des Säuren-Basen-Haushalts. Was sich durch das ganze Buch wie ein roter Faden hindurchzieht, trifft deshalb auch hier zu: Die Unterscheidung, ob nur ein Mineral oder beide Mineralien zur Verschlechterung der Gesundheit geführt haben, fällt sehr schwer.
Wer und wie viel Kalium?
Eine sich immer weiter öffnende Schere ergibt sich
- aus einer Mangelernährung mit zu wenig Frischkost,
- durch Stress und starke körperliche Belastungen und
- durch Risikofaktoren, durch die der Körper das Kalium nicht im Körper halten kann oder durch die es regelrecht aus dem Körper herausgespült wird.
Täglicher Kaliumbedarf von Jugendlichen und Erwachsenen:
- für Gesunde und zur Vorbeugung: 3-4 g
- Risikogruppen: > 4 g
- bei körperlicher Belastung: bis zu 10 g (mit der Intensität ansteigend).[197. Erik Dreesen, „Mineralstoffe – Mehr als Magnesium und Co.“, Internet: http://blog.bmsshop.de/download/bms-magazin/bms-magazin_nr._14/14_Mineralstoffe.pdf (Stand: 10.2014).]
Wann sollte man einen Arzt oder Therapeuten konsultieren?
Für die allermeisten Menschen sind die Natriumreduktion und die vermehrte Zuführung von Kalium und Magnesium empfehlenswert und hilfreich. Es gibt aber auch Krankheiten und medizinische Gründe, bei denen dies nicht zutrifft.
Ursachen für einen Kaliumüberschuss (Hyperkaliämie):
- Der mit großem Abstand häufigste Auslöser ist die Kombination aus akutem Nierenversagen bzw. chronischer Niereninsuffizienz im fortgeschrittenen Stadium und die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten, die Kalium im Organismus zurückhalten. Der Grund, warum man solche Medikamente verschreibt, ist relativ einfach: Man fördert die Natriumausscheidung, gleichzeitig möchte man aber auf die positive Wirkung von Kalium nicht verzichten. Bei schweren Nierenerkrankungen kann dies Probleme bereiten, da die geregelte Ausscheidung von Mineralien wie Kalium, Natrium, Magnesium, Calcium und Phosphor vermindert ist.
- Ein zweiter Grund ist ein ausgedehnter Zellzerfall, der z. im Rahmen einer Tumortherapie, bei extremem Fasten, Operationen oder schweren Verletzungen auftritt. Dadurch entleeren sich die kaliumreichen Zellen, wodurch der Kaliumspiegel im Blut zu stark ansteigt.
Ursachen für einen Magnesiumüberschuss (Hypermagnesiämie):
Wie bei Kalium kommt ein Überschuss nur sehr selten vor, und auch hier ist der Hauptgrund fast ausschließlich eine chronische Nierenschwäche in Verbindung mit einer sehr hohen Magnesiumzufuhr[198. Teut Risler, Facharzt Nephrologie, Urban & Fischer (2008), S. 194.] durch Nahrungsergänzungsmittel, magnesiumhaltige Medikamente oder intravenös verabreichtes Magnesium.
Wichtig! Die hier beschriebenen Nierenprobleme sind mit schweren Einschränkungen und Symptomen verbunden, sodass man in aller Regel bereits in ärztlicher Behandlung ist. Bei den leichteren und mittleren Fällen ist die Kalium- bzw. Magnesiumausscheidung weitgehend normal.
Das Dilemma
Chronische Nierenerkrankungen können nicht nur zu Überschüssen führen, sondern auch zu einer Unterversorgung. Die Nierenspezialisten Christine K. Keller und Steffen Geberth empfehlen deshalb in ihrem Buch Praxis der Nephrologie eine Substitution verschiedener Mineralien.
Ihre Empfehlungen für Kalium und Magnesium bei Niereninsuffizienz (Kreatinclearance < 70 ml/min und Progression) und terminaler Niereninsuffizienz:
- Kalium: 40-70 mmol/Tag
- Magnesium: 200-300 mmol/Tag
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