1. Patienten mit essentieller Hypertonie

 

Die von S. Alam und A. G. Johnson durchgeführte Meta-Analyse umfasste die Auswertung von elf Studien.[179. S. Alam, A. Johnson, „A meta-analysis of randomised controlled trials (RCT) among healthy normotensive and essential hypertensive elderly patients to determine the effect of high salt (NaCl) diet of blood pressure“, J Hum Hypertens. 13: 367-74, 1999. Internet: http://www.nature.com/jhh/journal/v13/n6/pdf/1000817a.pdf?origin=publication_detail (Stand: 10.2014).]Die Teilnehmer hatten ein Durchschnittsalter von etwa 60 Jahren. Der Blutdruckanstieg durch eine hohe Kochsalzzufuhr betrug durchschnittlich 5,58 mm Hg (systolisch) und 3,5 mm Hg (diastolisch).

 

2. Übergewichtige

Teilnehmer dieser Studie von Jiang He et al. waren 2688 Übergewichtige und 6797 Normalgewichtige im Alter von 25 bis 74 Jahren. Bei einer um 100 mmol höheren Natriumaufnahme (in Abhängigkeit zum höheren Körpergewicht) stieg in einer Nachbeobachtung nach 19 Jahren

  • die Schlaganfall-Häufigkeit um 32 %
  • die Schlaganfall-Sterblichkeit um 89 % (höhere Apoplex-Mortalität)
  • die Sterblichkeit im Zusammenhang mit einer koronaren Herzkrankheit um 44 %
  • die Anzahl kardiovaskulärer Erkrankungen um 61 %
  • die Gesamt-Mortalität um 39 %

 

3. Postmenopausale Frauen

 

Die multizentrische Querschnittsstudie WHO Cardiovascular Diseases and Alimentary Comparison (WHO-CARDIAC) ergab nach einer Auswertung durch Y. Yamori et al.[180. Yukio Yamori, Longjian Liu, Katsumi Ikeda, Shumsaku Mizushima, Yasuo Nara, F. Olaf Simpson, WHO Cardiovascular Diseases and Alimentary Comparison (WHO-CARDIAC) Study, „Different associations of blood pressure with 24-hour urinary sodium excretion among pre- and post-menopausal women“, Journal of Hypertension, March 2001, Volume 19, Issue 3, pp 535-538. Internet: http://journals.lww.com/jhypertension/Abstract/2001/03001/Different_associations_of_blood_pressure_with.3.aspx (Stand: 10.2014).]  eine Tendenz zu einer höheren Salzempfindlichkeit in der Postmenopause (die Zeit nach der letzten Monatsblutung). Sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck stiegen signifikant an. An der Studie nahmen 2.212 Frauen im Alter zwischen 48-56 Jahren aus 17 Ländern und 21 Kooperationszentren teil.

 

4. Nachkommen von Patienten mit diabetischer Nephropathie

 

In Zusammenarbeit mit schweizerischen und deutschen Wissenschaftlern untersuchte Prof. Krzysztof Strojek von der Silesian Medical University (Polen), ob bei Nachkommen von Patienten mit diabetischer Nephropathie (Erkrankungen der Niere oder der Nierenfunktion)  eine höhere Salzempfindlichkeit besteht als bei Diabetikern ohne Nierenprobleme[181. Krzysztof Strojek, Jerome Nicod, Paolo Ferrari, Wladyslaw Grzeszczak, Juta Gorska, Bernard Dick, Felix Frey, Eberhard Ritz, „Salt-sensitive blood pressure – an intermediate phenotype predisposing to diabetic nephropathy?“, Nephrol Dial Transplant. 2005 Oct;20(10):2113-9. Epub 2005 May 3. Internet: http://ndt.oxfordjournals.org/content/20/10/2113.short (Stand: 10.2014).] ] . Beide Gruppen erhielten im Wechsel eine niedrige Salzdiät (20 mmol/Tag) und eine mit hohem Salzgehalt (220 mmol/Tag).

Nachkommen
von Patienten mit

diabetischer
Nephropathie

Diabetes
aber ohne diabetischer Nephropathie

Diät mit hohem Kochsalzgehalt

Systolischer Blutdruck: 137 mmHg
Diastolischer Blutdruck: 82 mmHg

Systolischer Blutdruck: 125 mmHg
Diastolischer Blutdruck: 77 mmHg

salzinduzierter Unterschied
zwischen hoch- und salzarmer Ernährung

5,2 ± 3,3 mmHg

0,7 ± 4,7 mmHg

Anteil der salzsensitiven Personen

67 %

20 %

 

5. Typ-2-Diabetiker mit Albuminurie

 

Typ-2-Diabetikern mit (n = 20) und ohne (n = 21) Mikroalbuminurie erhielten von Wissenschaftlern der Universität Padua in zwei aufeinanderfolgenden 7-Tage-Perioden eine Diät mit niedrigem (20 mmol) und hohem (250 mmol) Natriumgehalt.[182. M. Vedovato, G. Lepore, A. Coracina, A. R. Dodesini, E. Jori, A. Tiengo, S. del Prato, R. Trevisan, „Effect of sodium intake on blood pressure and albuminuria in Type 2 diabetic patients: the role of insulin resistance“, Diabetologia. 2004 Feb;47(2):300-3. Epub 2003 Dec 24. Internet: http://download.springer.com/static/pdf/855/art%253A10.1007%252Fs00125-003-1303-5.pdf?auth66=1413241795_a472138dd478f2ec8263b0a361582b8b&ext=.pdf (Stand: 10.2014).]Der Wechsel führte bei Patienten mit Mikroalbuminurie zu einem Anstieg des Blutdrucks um durchschnittlich 7,4 mmHg, das Körpergewicht stieg im Durchschnitt um 1,9 kg und der Albumingehalt im Blut von 80 µg/min auf 101 µg/min. Dies war außerdem mit einer erhöhten Insulinresistenz und glomerulären Druck verbunden. Keine Veränderungen gab es bei Patienten ohne Mikroalbuminurie.

 

6. Kinder und Jugendliche

 

Die bereits vorgestellte Studie Salt and blood pressure in children and adolescents der St. George’s University of London, an der 1658 Heranwachsende im Alter von 4 bis 18 Jahren teilnahmen, zeigt einen deutlichen Blutdruckanstieg bei Kindern mit hohem Salzkonsum.[183. Feng J. He, Naomi M. Marrero, Graham A. MacGregor, „Salt and Blood Pressure in Children and Adolescents“, J Hum Hypertens (2008) 22, 4-11. Internet: http://www.actiononsalt.org.uk/news/Salt%20in%20the%20news/2007/58345.pdf (Stand: 10.2014).]

 

7. Salzsensitive

 

Der Wissenschaftler Myron H. Weinberger von der Indiana University School of Medicine (USA) kommt nach mehreren durchgeführten Studien zu dem Schluss, dass 26 % der US-amerikanischen Bevölkerung mit normalen Blutdruckwerten (normoton: < 140/90 mmHG) salzsensitiv sind. Mit hohem Blutdruck (hyperton = > 140/90 mmHg) sind es sogar 58 %.[184. Myron H. Weinberger, „Salt Sensitivity of Blood Pressure in Humans“, Hypertension. 1996;27:481-490. Internet: http://hyper.ahajournals.org/content/27/3/481.short (Stand: 10.2014).]Zwei weitere wichtige Resultate (nach einer Nachbeobachtungzeit von 27 Jahren (n = 596):[185. Myron H. Weinberger, Naomi S. Fineberg, S. Edwin Fineberg, Morris Weinberger, „Salt Sensitivity, Pulse Pressure, and Death in Normal and Hypertensive Humans“, Hypertension. 2001;37:429-432. Internet: http://hyper.ahajournals.org/content/37/2/429 (Stand: 10.2014).]

  • Salzsensitive Personen mit normalem Blutdruck hatten keine höhere Lebenserwartung als Personen mit erhöhtem Blutdruck.
  • Die Sterberate aufgrund eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls erhöhte sich bei einer Salzsensitivität gegenüber Nicht-Salzsentiven pro Jahr um 3 % und lag nach 27 Jahren doppelt so hoch (bereinigt um Faktoren wie Rauchen, Cholesterinspiegel, BMI etc.).

 

fragezeichen_c_50Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt: Wie lassen sich diese Ergebnisse mit dem Credo der Kochsalzlobby vereinbaren, dass die Bevölkerung von einer Kochsalzreduktion nicht profitieren würde (oder sollte)? Kinder und salzsensitive ältere Menschen, Bluthochdruckkranke, postmenopausale Frauen, Diabetiker oder Nierenkranke sind keine „Minderheiten“ oder Einzelschicksale, sondern stellen einen großen Prozentsatz unserer Gesellschaft dar.

Copyright, Layout, Text, Grafik: Claus Barta

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Quellenangaben