1. Salzspeicher in der Haut wirken antibakteriell
Mit einer Oberfläche von ca. 2 m² ist die Haut unsere größtes Organ und gleichzeitig unser funktionell Vielseitigstes. Sie schützt uns vor Erregern, Witterungseinflüssen, UV-Strahlung, ist unerlässlich für den Wärmehaushalt, dient als Stammzellreservoir, Stoffe aus der Umgebung werden von ihr aufgenommen, Ausscheidungsprodukte abgegeben und sie dient als Kontakt- und Sinnesorgan.
Daneben ist die Haut ein sehr wichtiger Teil unseres Immunsystems da es uns vor Krankheitserregern, Strahlenschäden und Verletzungen schützt.
In diesem Zusammenhang, könnte auch Salz ein wichtige Rolle spielen. Dass die Haut als Salzspeicher dient, wurde schon besprochen. Als Grund wurde bisher angenommen, dass in Zeiten von starkem Salzmangel der Vorrat für das Überleben wichtig war. Die Forscher Dr. Jonathan Jantsch, Dr. Valentin Schatz, Prof. Friedrich Luft und Prof. Jens Titze fanden nun eine weitere Erklärung[1. Jonathan Jantsch, „Cutaneous Na+ Storage Strengthens the Antimicrobial Barrier Function of the Skin and Boosts Macrophage-Driven Host Defense“, Cell Metabolism Volume 21, Issue 3, p493–501, 3 March 2015.]. Ihre Untersuchungen zeigten, dass dort wo Entzündungsherde die Haut belasten, die Salzkonzentration steigt. Der Grund ist aber nicht die antibakterielle, desinfizierend und damit entzündungshemmend Wirkung von Salz, sondern die Aktiverung von Fresszellen (Makrophagen Typ 1). Diese schütten in einer salzreichen Umgebung, weit mehr bakterientötende Substanzen aus, als in salzarmen Entzündungsherden.
Nun könnte man annehmen, dass eine reichliche Salzzufuhr eine gute vorbeugende Maßnahme zur Wundheilung und gegen bakterielle Infektionen ist. Aber auch hier zeigt sich die Doppelköpfigkeit von Salz.
2. Zuviel Salz fördert die Entstehung von Entzündungen und Autoimmunerkrankungen
Vor allem in hoch entwickelten Länder steigen chronische Entzündungserkrankungen, dauerhaft unterschwellige Entzündungen und Autoimmunerkrankungen dramatisch an. Große epidemiologische Studien belegen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Ernährung und Entzündungsmediatoren im Blut. Positive Effekte lassen sich zum Beispiel mit ausreichend Gemüse, Obst, Beeren, Gewürzen, Kräutern, Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren erzielen, da sie proinflammatorische Botenstoffe enthalten (zum Beispiel Polyphenole, Falvonoide, Antioxidantien oder hormonwirsame Substanzen).
Wie negativ sich dagegen zuviel Kochsalz auswirken kann, belegen zwei Studien. 2013 stellten Wissenschaftler fest, dass ein zu hoher Salzkonsum das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringt und die Entstehung von Autoimmunerkrankungen fördert.[2. Markus Kleinewietfeld et al., Sodium chloride drives autoimmune disease by the induction of pathogenic TH17 cells“, Nature 496, 518–522 (25 April 2013).]. Als Grund ermittelten sie einen massiven Anstieg von pro-inflammatorischen Th17 Zellen.
2015 waren es Forscher der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und der Charité aus Berlin, die die Wirkung von überschüssigem Salz auf die Wundheilung überprüften.[1. Katrina J. Binger et al., „High salt reduces the activation of IL-4– and IL-13–stimulated macrophages“, J Clin Invest. 2015;125(11).] Wie im Kapitel „Salzspeicher in der Haut wirken antibakteriell“ dargelegt, gibt es eine positive Wirkung von Salz in Haut, da Makrophagen vom Typ 1 akitiviert werden. Es gibt es aber auch negative Folgen. Die Berliner Wissenschaftler stellten fest, dass Makrophagen vom Typ 2, die ebenfalls an der Wundheilung beteiligt sind, von salzhaltigen Bedingungen geschwächt werden und sich deshalb der Heilungsprozess verzögert.
Deshalb warnt Professor Dominik Müller von der Helmholtz Gemeinschaft vor einem hohen Salzkonsum: „Die Risiken überwiegen den Nutzen“ [und] „Diese vermeintlich widersprüchlichen Befunde deuten darauf hin, dass sich die Makrophagen ganz unterschiedlich an ein Milieu anpassen können, das sich durch einen erhöhten Salzpegel im Körper verändert“.[3. Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), „Zu viel Salz im Essen kann das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen“, Pressemitteilung vom Nr. 39/21. Oktober 2015.]
Copyright, Layout, Text, Grafik: Claus Barta
Alle Rechte der Verbreitung, der Übersetzung und der Vervielfältigung vorbehalten. Dies gilt auch für Fotokopie, Internet, Tonträger oder in einer anderen Form. Auszugsweise Nachdrucke sind nur mit schriftlicher Genehmigung gestattet.